Nikas Paradiesgarten Der Garten der Wünsche aus Glitzersteinen

Düsseldorf · Nika Fontaine zeigt in der Galerie Wildpalms ein Paradies auf Erden.

Nika Fontaine mit ihrem prächtigen Paravent in der Galerie Wildpalms.

Foto: Helga Meister

Psychologen sprechen gern von einer Geschlechtsidentität, der sich ein Individuum zugehörig fühlt. In ihrem Lebenslauf bezeichnet sich Nika Fontaine 2013 noch als Meisterschüler von Werner Liebmann an der Kunsthochschule in Berlin-Weissensee. Inzwischen ist sie zu einer Frau geworden und reflektiert diesen Übergang von einem Zustand in den anderen in einer erstaunlich selbstständigen und exzentrischen Kunst. Sie zeigt in einer breiten Panoramawand in der Galerie Wildpalms all ihre Sehnsüchte, aber auch ihr kunsthistorisches Wissen.

Der fünfteilige Paravent ist ihre Abschlussarbeit in Berlin. Sein Titel ist kompliziert: „Quantum Garden Of The Supernal Unity” lässt sich in etwa übersetzen mit einem „Garten aus der Gesamtheit vieler Teilchen, der zusammengehalten wird in einer überirdischen Einheit“. Das mittlere Bild zeigt ein Einhorn, wie man es aus der mittelalterlichen Tapisserie im Pariser Cluny-Museum kennt, dem „Jardin de la Licorne“. Ein fast schon meditativer Paradiesgarten umgibt dieses Zentrum, mit unendlich vielen Verweisen auch auf die Kunst der Moderne.

Zugleich bezieht sich das Thema auf Nikas Biografie. Sie stammt aus Kanada, wo ihr Großonkel Jean- Paul Jerome die geometrische Malerei einführte. Die Nachgeborene ist begeistert, denn auch sein Meisterwerk ist der Garten jenes Einhorns. Ob Großonkel, ob Cluny oder die Symbolisten, Nika sucht gleichfalls nach einer perfekten Harmonie zwischen Formen und Farben.

„Mon seul desire“, „Mein einziger Wunsch“ nennt sich das Einhorn-Bild von Cluny. Nika zeigt davon jedoch nur das Oberteil des Tieres, während sie den Pferdefuß wie einen Blitz ausbildet. Für sie ist es ein sehr persönliches Bild, fast schon ein Selbstporträt. Sie erzählt, wie sie im Sternzeichen des Steinbocks geboren wurde, dessen magische Übersetzung eben jenes Tier mit dem Horn ist. Sie verwandelt jedoch den Unterleib in das Energiezentrum des Blitzes und umgibt das Motiv mit Bögen und Farben wie aus dem Tarot-Spiel.

Nika hat zunächst das Bild mit Gemsbock und paradiesischer Landschaft auf Leinwand gemalt und in die noch nasse Farbe unzählige kleinen Glitzersteinen gestreut. Diese farbigen Kristalle scheinen je nach Lichteinfall zu vibrieren. Die Künstlerin besitzt rund 60 verschiedene Farben, deren Partikel auf der zunächst noch feuchten Leinwand haften bleiben, um suggestive Bilder zu erzeugen. In der perfekten Beleuchtung der Galerie mit Tages- und Kunstlicht beginnen sie sich mit jedem neuen Sonnenstrahl energetisch aufzuladen.

Die Elemente des Bildes erinnern an die geometrischen Abstraktionen der Sonia Delaunay, aber auch an die leuchtstarke kanadische Kunst der Gegenwart und nicht zuletzt an die japanische Garten-Kultur.

An alles hat Nika gedacht, selbst an einen ungewöhnlichen Rahmen, der auf hölzernen Tatzen frei nach der mexikanischen Mythologie aufgebockt sind. Obenauf gibt es Früchte, als Zeichen des Überflusses. Die Ananas gilt in einigen Ländern als Willkommensgruß. Ein Bild also voller Bezüge.

Wildpalms, Gerresheimer Straße 33, bis 23. März