Oper: Singen am Hexenhäuschen

Bei „Hänsel und Gretel“ sind die Mitglieder des Mädchenchores gewohnt routiniert.

<strong>Düsseldorf. "Der Mädchenchor, bitte!" tönt es knapp, aber freundlich aus Lautsprechern in den Künstlergarderoben, der Cafeteria und hinter den Kulissen des Opernhauses. Es ist die Stimme der Inspizientin Svenja Söhnchen. Die Mitglieder des Mädchenchores reagieren gelassen. Die meisten kennen den Ablauf, wenn sie im letzten Akt der Märchenoper "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck auf die Bühne müssen.

Fast eine Stunde verstecken sich die Mädchen hinter "Lebkuchen"

Wie menschengroße Lebkuchen sehen die Holzplatten aus, hinter denen sich die Mädchen fast eine Stunde versteckt halten müssen. Wenn die Hexe im Ofen verbrennt und sich der Zauberbann löst, fallen die Lebkuchenbretter um, und die befreiten Kinder kommen zum Vorschein. Was folgt ist ein glückseliger Reigen mit Tanz und Gesang. Humperdinck komponierte das allerdings nicht als leichtes Kinderlied, sondern schuf einen recht komplexen Chorsatz. Denn "Hänsel und Gretel" ist keine reine Kinderoper, sondern auch ein großes Musikdrama, das zuweilen an Humperdincks Mentor Richard Wagner erinnert. "Die Partie ist kurz, aber anspruchsvoll", sagt Justine Wanat, die in Kattowitz Chorleitung studierte und den Mädchenchor nun seit zwei Jahren leitet. Auf eine gute Gesangstechnik lege sie besonders viel Wert und betreue die jungen Sängerinnen sehr individuell. "Wenn ich den Mädchen Tipps gebe, achte ich immer auf die individuellen stimmlichen Voraussetzungen." Auch mische sie sich ein klein wenig in die Inszenierung ein. "Die Szene mit den erlösten Kindern soll sehr lebendig wirken." Valentine Davoli (17) ist schon seit zehn Jahren im Mädchenchor und verspürt kaum mehr Lampenfieber: "Ich habe mich an den Ablauf gewöhnt." Früher sei sie noch von den Großen mitgezogen worden, mittlerweile sei sie für die Jüngeren eine Hilfe. Froh ist sie über einen kleinen Rollenaufstieg. "Früher musste ich immer eine Jungenrolle spielen, jetzt kann ich endlich ein Mädchen sein." Als sie für ein Jahr in Kanada war, konnte sie bei "Hänsel und Gretel" nicht mitwirken. "Ich habe das damals unglaublich stark vermisst." Seit sechs Jahren singt Lina Küppers (16) im Chor mit. "Ich fand das am Anfang noch sehr seltsam und war sehr nervös", gibt sie zu. Nun komme es ihr normal vor, auf der Bühne zu stehen, etwa für Orffs "Carmina Burana" oder Puccinis "La Bohème". Aber: "Es ist jeden Abend anders. Auch ist es ein Unterschied, ob man als Lebkuchen am Zaun steht oder aus dem Hexenhaus gelaufen kommt." So schön es ist, an der Produktion mitzuwirken, bleibt ein Wermutstropfen: "Da wir auf die Bühne müssen, konnten wir uns die Oper noch nie ganz anschauen." Aufführung ist am 13. Januar, 15.30 Uhr.

Der Chor

Geschichte Der Düsseldorfer Mädchenchor wurde vor 45 Jahren von Chordirektor Rudolf Staude gegründet und von ihm sowie seiner Frau Erna geleitet. Vor zwei Jahren übernahm Justine Wanat die künstlerische Leitung.

Mitglieder Mädchen zwischen neun und 17 Jahren treffen sich montags von 17 bis 19 Uhr zu den Chorproben. Der Chor und die Rheinoper suchen nun auch Jungen für die chorische Mitarbeit. Es soll auch ein reiner Knabenchor gebildet werden.

Informationen Die Vereinsvorsitzende Stefani Kleeberg ist unter Ruf 0211/9293867 zu erreichen.