Kunstpreis des Landtages für Pia Krajewski Fantasievolles Rot betört den Landtag
Pia Krajewski erhält den ersten Kunstpreis des Landtags NRW. Ihre Bilder regen die Fantasie an.
(H.M.) Das Englischrot von Pia Krajewski ist so königlich, dass weder der Präsident des Landtags noch seine Stellvertreter widerstehen konnten. Im Verbund mit fünf Fachjuroren wählten sie unter 122 Teilnehmern das Werk der 32-jährigen Malerin aus und überreichten ihr den mit 15 000 Euro dotierten Nachwuchspreis des Landtags. Was sie nicht ahnen konnten, ist, dass die Siegerin im Wettbewerb längst das Feld geräumt hat und seit Kurzem in Berlin lebt und arbeitet.
Die gebürtige Kölnerin betört mit ihrer Kunst nicht nur Politiker. Ihre Motive wirken so körperhaft, dass man sie greifen möchte. Obwohl es nie um konkrete Geschichten geht, meint man sie zu kennen. Der Betrachter ist sich jedoch nicht sicher, ob er seinen Augen trauen darf und Hagebutten, Mohnkolben, Kissen, Sessel, Lehnen oder Teile von Socken vor sich hat. Er ahnt Jalousien, Röhren, Wellen oder gar eine Satteltasche, kann die Dinge dennoch weder benennen noch begreifen. Wird der Sommerhut vom Wurm durchzogen, die Ananas zusammengeschnürt? Nie wirken die Motive real, eher entrückt. Sie ergeben keinen Sinnzusammenhang, scheinen aber von seltsamer Schönheit beseelt zu sein. Dass diese Parallelwelt so greifbar nahe und alltäglich, so abstrakt und fremd zugleich wirkt, hängt mit dem malerischen Talent der Künstlerin zusammen. Die Verwandlung der Dinge entsteht durch eine Malerei der Übergänge. Das Wunder aber ist dieses monochrome Englischrot, die einzige Farbe, die sie aus der Tube nimmt. Hinzu kam bei dem prämierten Bild die Positiv- und Negativbewegung, das Spiel von Licht und Schatten, die größtmögliche Wirkung bei minimalen Mitteln. Eigentlich ist es ja nur eine gewölbte Stoffbahn, die im Vordergrund eine weibliche Figur zu formen scheint. „Vorsitzende“ nennt sie demonstrativ ihre Arbeit, gibt es doch im Landtag bei 199 Abgeordneten nur 55 Frauen. Dennoch ist das kein „feministischer Ansatz“, wie es in der Begründung der Jury heißt, sondern nur ein lustvolles Spiel mit stofflichen Windungen und Schnürungen.