Vorschau Pop und Hip-Hop in festlichen Sälen

Für das New Fall Festival öffnen sich ab 28. Oktober Tonhalle, Schumann-Saal, Johanneskirche, Tanzhaus und NRW-Forum.

Marianne Faithfull ist beim Festival, das am 28. Oktober beginnt, dabei.

Foto: Hedi Slimane/Oliver Rath

Düsseldorf. Große, schmucklose Hallen, grüne Wiesen, Arenen, Tanzclubs - Konzerte mit Popmusik sind selten in Klassischen Konzertsälen anzutreffen. Das New Fall Festival, das in diesem Jahr zum fünften Mal in Düsseldorf ausgerichtet wird, bildet hierbei eine Ausnahme. Laut Festival-Leitung gibt es europaweit keinen Event, der die Welt des Rap oder Hip-Hop in den traditionellen Kunsttempeln präsentiert.

Auch Olli Schulz & Friends sind beim New Fall Festival vertreten.

Foto: Hedi Slimane/Oliver Rath

Die Stadt Düsseldorf zeigt sich so überzeugt von diesem Konzept, dass sie mehr Geld denn je zuschießt: „Wir finden es wichtig, das Publikum von Morgen in die Häuser zu bekommen“, sagt Kulturdezernent Hans-Georg Lohe. Daher gebe es nun statt 40 000 Euro eine Fördersumme von 75 000 Euro, also fast doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Seit Gründung des Festivals im Jahr 2011 hat sich derweil auch die Besucherzahl verdoppelt: von 4500 auf 10 000.

„Wir haben es geschafft, uns von anderen abzusetzen“, sagt Festivalleiter Hamed Shahi. Mit dem herbstlichen New Fall Festival sei eine neue Ausgeh-Kultur geschaffen worden. Anspruchsvolle Popmusik jenseits des kommerziellen Mainstream habe den passenden Rahmen gefunden. „Durch das Festival entdecken wir selbst immer wieder neue wunderbare Orte, die noch viel zu wenige Menschen kennen“, so Shahi weiter. Als er einmal im Bach-Saal der Johanneskirche die Besucher gefragt habe, wer schon mal in dieser Stätte der Musikpflege gewesen sei, meldeten sich von 500 Anwesenden gerade mal drei Leute.

Unterdessen setze er keineswegs alles daran, Besucherrekorde zu erzielen: „Ich würde nie eine Band auf die Bühne bringen, von der ich nicht überzeugt bin“, sagt Shahi. Auch sei er kein Freund von Wiederholungen. Fast alle auftretenden Musikgruppen würden zum ersten Mal bei ihm auftreten. Zu den Künstlern, die im Herbst dieses Jahres kommen, gehört der Alleinunterhalter Bernhoft. „Was der mit Keyboards und Loops alles machen kann, ist einfach einmalig“, schwärmt der Pop-Experte.

Neu sind auch einige Musikgruppen-Kombinationen: So treten der Rapper Alligatoah alias Lukas Strobel zum ersten Mal mit dem klassischen Blechblas-Ensemble Rhein-Brass auf, einer Musikgruppe, die sich an der Robert-Schumann-Hochschule gegründet hat. Die Arrangements für die Bläser komponiert der Allround-Musiker Gregor Schwellenbach, Dozent für Popularmusik an der Folkwang-Universität. So ganz fertig sei das Arrangement noch nicht, verrät Schwellenbach. Das musikalische Ergebnis werde erst während der Proben klar und die würden eine knappe Woche vor dem Konzert überhaupt erst anfangen. „Im vergangenen Jahr habe ich bereits das herzergreifende Cello-Orchester der Robert-Schumann-Hochschule für seine Zusammenarbeit mit Maxim arrangiert.“ Und nun freue er sich darauf, mit den Bläsern druckvolle Energie zur Show von Alligatoah beizusteuern - und das auch noch in der legendären Akustik der Tonhalle.

Die Hausherren der Säle haben größtenteils gute Erfahrungen mit den Besuchern gemacht. So berichtet Eckart Schulze-Neuhoff, Leiter des Schumann-Saals: „Ich war zuerst skeptisch und hatte Angst um das Interieur.“ Doch dann seien ganz schnell Vorurteile der angenehmen Überraschung gewichen. „Das Publikum war ganz entspannt“, so Schulze-Neuhoff. Die Besucher seien zwischen 25 und 45 Jahre alt und bildungsnah. So passe das New Fall Festival bestens in den Schumann-Saal, in dem er ja schon seit Jahren nicht nur strenge Klassik veranstalte, sondern auch Crossover-Events wie „440Hz“.