Sommerpause Tonhalle: Saison endet mit großem Knall

Hochschul-Orchester bot sanfte und wilde Tänze der Moderne.

Die Tonhalle. Archivfoto.

Foto: Susanne Diesner

Düsseldorf. Die Tonhalle macht dicht. In der Sommerpause gibt es keine Eigenveranstaltungen mehr. Doch am Donnerstag schlug man noch einmal kräftig Krach. Die Saison endete buchstäblich mit einem großen Knall. Das Orchester der Robert-Schumann-Hochschule bestritt das letzte Konzert der Reihe „Big Bang“ mit Orchester-Tänzen des 20. und 21. Jahrhunderts. Tosender Abschluss war die symphonische Tanz-Choreografie „La Valse“ des Franzosen Maurice Ravel.

Dieses feinnervige Auftragswerk, bestellt vom Ballett-Impresario Sergei Djagilew, entstand 1919 im Nachhall des 1. Weltkriegs. Die Aufgabenstellung, einen modernen Tanz mit Bezügen zum Wiener Walzer zu komponieren, machte dem damals nachkriegsbedingt depressiven Ravel zu schaffen. Ein heiter beschwingtes Tänzchen wollte ihm nicht so recht aufs Notenpapier springen. Heraus kam eine ungemein doppelbödige Musik, zuerst geheimnisvoll brodelnd, dann elegant aufschwingend, bizarr entgleisend, dabei aber immer schwungvoller werdend. Der dynamische Höhepunkt am Schluss wirkt wie eine Bomben-Detonation, die allerdings mehr begeistert als schockiert.

Rüdiger Bohn, Professor für Dirigieren, machte „La Valse“ gewissermaßen zu seiner Chefsache. Bis auf dieses Schlusswerk ließ er alle Kompositionen von acht seiner Studenten dirigieren. Doch mit Ravel hatte er eigene Pläne. Er dirigierte relativ langsam und detailreich, ließ die jungen Orchestermitglieder jede Klangraffinesse auskosten.

An den impulsiven Stellen dirigierte sich Bohn aber dann doch so in Ekstase, dass er mit dem rechten Arm glatt zwei Cellistinnen die Noten vom Pult fegte, sie ihnen aber — mit dem linken Arm weiter dirigierend — wieder auffischte. Und alles ging gut.

Zuerst erklangen unter studentischer, aber bereist schlagtechnisch versierter Leitung Tanzsuiten von Dmitri Schostakowitsch und Leonard Bernstein sowie die „Valse triste“ von Jean Sibelius und Ragtime und Tango aus Igor Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“. Als gestalterisch besonders weit fortgeschritten erwies sich das Dirigat des gebürtigen Berliners Alexander Kalweit, Jahrgang 1988. Witz und Geheimnis von Bernsteins Tonsprache kam hier besonders gut zur Geltung.

Neben all diesen Klassikern der Moderne gab es auch etwas Aktuelles: die Uraufführung eines Tanzes von Gregor A. Mayrhofer (geb. 1987). Er studiert ab September weiter an der New Yorker Juilliard School. Er dirigierte sein Stück selbst. Es trägt als Titel das Hesse-Zitat „Doch heimlich dürsten wir. . .“ — aus dem 1932 verfassten „Glasperlenspiel“. Das darin enthaltene Gedicht endet ja mit den Worten: „Doch heimlich dürsten wir nach Wirklichkeit, nach Zeugung und Geburt, nach Leid und Tod.“ Die Lust am Schrecken illustriert Mayrhofer durch gespenstische Gleitklänge und dräuende Tremoli. So klingt das Ganze ein wenig nach Soundtrack zu einem Horrorfilm, zwar etwas formlos, aber klanglich sehr fantasievoll.