Düsseldorf Punkrock mit Potenzial: Die Rogers haben nichts zu verlieren

Die Naivität ist weg, die Musiker sind reifer geworden: Am Freitag erscheint das neue Album der Düsseldorfer Punkrockband.

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Düsseldorf. Sie wären dann so weit. Ein schöner Satz. Sie haben ihn zwar nicht gesagt, die Rogers aus Düsseldorf. Aber sie könnten ihn sehr gut gesagt haben. Denn irgendwie spricht er aus jedem Statement, das die Musiker dieser Düsseldorfer Punkrockband derzeit abgeben: Sänger Christian „Chri“ Hoffmeier, Bassist Artur Freund, Gitarrist Nico Feelisch und der neue Schlagzeuger Dominic Sbarcea, der ausschließlich unter dem Namen „Dom“ firmiert, scharren mit den Füßen. Der nächste Sprung steht an.

Ein neues Album, das erstmals mit allem Brimborium arrangiert, aufgenommen und beworben wurde. Sein Titel ist gleichzeitig Programm und Lüge: „Nichts zu verlieren.“ Denn natürlich haben sie etwas zu verlieren, diese vier Musiker, die sich vor neun Jahren zunächst als Notaufnahme gründeten, später zu Jolly Roger wurden und seit 2011 Rogers heißen.

Die Platte könnte zum Beispiel floppen. Und dann bekäme der Traum, den das Quartett derzeit träumt, einen gehörigen Dämpfer. Dann hätten sich Rogers zuletzt umsonst die jungen Hintern abgespielt, während der zig Konzerte in Hallen und bei Festivals. „Aber wir haben soviel erlebt und soviel Arbeit und Herzblut in dieses Album gesteckt“, sagt Chri, „dass wir uns mit dem Scheitern gar nicht befassen.“ Nichts zu verlieren eben.

Und die Platte klingt tatsächlich wie aus einem Guss. War der Vorgänger „Flucht nach vorn“ noch ein wenig holprig in seinem Mix aus Rock und Punk, gibt es jetzt Punkrock pur. Keinen angestaubten 70er-Jahre-Sex-Pistols-Gedächtnis-Krach. Sondern die zeitgemäße Variante dieses Genres, das so unverwüstlich ist: Die Gitarrenriffs driften auch mal in entgegengesetzte Tonlagenrichtungen.

Die Basslinien gehen über das stupide Nachzupfen der Grundakkorde hinaus. Der Neue am Schlagzeug hat den Druck, den Punch erhöht. Hinzu kommen diese hartnäckigen Mitsing-Refrains und Chöre. Kurzum: Jede Zutat sitzt und wurde in den Düsseldorfer Rock-Or-Die-Studios exakt platziert. Wären die Songs mit ihren Geschichten über das konsequente Leben nach eigener Vorstellung lebendig — sie würden jedermann ins Gesicht springen.

Wer Rogers vor Jahren live erlebte und sie jetzt noch einmal erlebt, der stellt fest: Die Naivität ist weg. Die vier Jungs sind keine Jungs mehr, sondern ernsthafte Musiker, die den eigenen Traum leben und ihm alles unterordnen: Familie, Freunde, Arbeit. „Die Arbeit muss bei uns unbedingt mit der Band kompatibel sein“, sagt Chri, der nebenher in einem Restaurant beschäftigt ist. Und Lebenspartner zu finden sei derzeit so gut wie unmöglich, sagt wiederum Artur: „Dazu sind wir zu häufig unterwegs.“

Proben, Aufnahmen, Konzerte, Termine beim in der Szene renommierten Label „People Like You“: „All das frisst Zeit.“ Zeit, die zu wichtig ist für eine Band aus Männern Mitte 20, die jetzt den nächsten Sprung machen wollen: größere Hallen, mehr Konzerte, mehr Hörer.

In den kommenden Monaten spielen Rogers bei fast allen bekannten Punk- und Alternative-Festivals, gehen auf eigene Tour — und reisen dann noch einmal mit der Oberhausener Ska-Punk-Institution Sondaschule durchs Land. Wie gesagt: Rogers wären dann so weit.