Oper am Rhein Düsseldorf Tod mit 34 Jahren: Startänzer Bogdan Nicula stirbt an ALS
Düsseldorf. Er konnte strahlen, durch die Luft schweben und sein Publikum und Kritiker fesseln, wie nur wenig Tänzer. Auf oder hinter der Bühne. Bereits nach der ersten Premiere des neuen Balletts am Rhein im Düsseldorfer Opernhaus 2009 sprachen und schrieben viele über ihn, über seine spielerischen, kraftvollen Sprünge und seine katzenhaften Geschmeidigkeit.
Und merkten sich sofort den Namen: Bogdan Nicula, der als männliche Muse seinen Choreographen Martin Schläpfer inspirierte. Außerdem suchte er neue Wege und fand Freunde auch in der Künstlerszene. So war er häufig im Atelier der Erdmalerin Ulrike Arnold zu Gast, heckte mit ihr Pläne für die Zukunft aus.
Das Schicksal hat es lange gut mit ihm gemeint. Bis zum letzten Herbst: Da erkrankte der gebürtige Rumäne plötzlich, nach einem Gastspiel in Maastricht, an der heimtückischen Nervenkrankheit ALS, die mit Knochenschwund einhergeht und der Nicula jetzt zum Opfer fiel. Am Sonntag verstarb Bogdan mit nur 34 Jahren in einem Hospiz, betreut und gepflegt bis zum Schluss von seinem Lebensgefährten Helge Freiberg. Dieser kam 2009 zusammen mit Nicula von Mainz an den Rhein, und tanzt heute beim Ballett der Oper Oslo.
Als die Krankheit seines Freundes einen dramatischen Verlauf nahm, setzte er seinen Vertrag aus, um Bogdan zu betreuen. Freiberg ließ sich in die Pflege von ALS-Patienten und an den Umgang mit Atmungsgeräten einweisen. Niculas Umgebung und Freunde berichteten immer wieder in den letzten Monaten von einer erschreckend schnell verlaufenden Krankheit, an der bereits 2007 der Maler Jörg Immendorf verstorben war.
Wenn man Martin Schläpfer nach Niculas Zustand ansprach, wich er meist aus, reagierte bedrückt und verbeugt sich heute vor ihm, mit den Worten: „Er war ein großartiger Tänzer und hat mich sehr inspiriert. Unvergesslich werden mir seine geschmeidige und explodieren könnende Körperkraft, seine technische Virtuosität und präzise Linienführung und seine Bühnenpräsenz sein. Er wusste, was er wollte und hat das auch eingefordert — von sich selber, aber auch von seiner Umgebung. Er war ein Künstler und ein Rebell.“
Welche Energie der seit langem an den Rollstuhl gefesselte Rebell Bogdan noch hatte, bewies er im Januar mit seiner Choreographie „Kriegssonaten“, die im Haus der Ärzteschaft uraufgeführt wurde. Als seinen „Schwanengesang“ soll er es bezeichnet haben. Die Kompanie und das Publikum verliert mit ihm eine herausragende Tänzerpersönlichkeit von sinnlicher und mitreißender Kraft, an die man sich noch lange erinnern wird.