Düsseldorf Theater an der Kö: Die Groko als Groteske

Im neuen Programm lotet René Heinersdorff aus, was das Metier Boulevard hergibt: Vom Schwank bis zu „Mutti“ — Juli Zehs Psycho-Komödie.

Foto: Nicole Brühl

Düsseldorf. Als bürgerliches Lachtheater bezeichnet René Heinersdorff das, was er auf seiner Boulevard-Bühne in den Schadow-Arkaden bietet. Lächelnden Auges könne man so Sitten und Moral, Verhaltensweisen und fertige Meinungen hinterfragen und korrigieren. Ein hoher Anspruch also, mit dem er am 27. August in seine 22. Spielzeit startet. Mit vier Neu- und Eigenproduktionen tritt er an, dazu ein Einkauf aus Dresden, zwei Erfolgsproduktionen der vergangenen Saison und einer Reihe von Gastspielen.

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„Wir haben uns bemüht, im Hauptprogramm die einzelnen Segmente des Metiers Boulevard zu erfüllen“, erklärt Heinersdorff. Die Bandbreite ist in dem jetzt vorgelegten Spielplan in der Tat weit: Mit „Mutti“ steht als erste Abo-Premiere im September ein Stück der renommierten Autorin Juli Zeh auf dem Programm.

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In der Groteske, die sie zusammen mit Charlotte Ross verfasst hat, geht es um die Groko, die Große Koalition. Sigmar hat darin die Idee, mit einer Familienaufstellung Klarheit ins Beziehungsnetz zwischen Angela, Ursula, Horst und Sigmar zu bringen. In der Rolle der Kanzlerin tritt Nina Vorbrodt in Erscheinung. Die weiteren Rollen übernehmen Dorkas Kiefer, Gerhard Fehn, Frank Büssing und Claus Thull-Emden. Regie führt Hausherr Heinersdorff.

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Es sei kein Kabarett, stellt Heinersdorff klar. „Sondern eine Komödie über den Umgang mit Macht mit kabarettistischem Anklang.“ Ganz was anderes hingegen sei „Charlys Tante“. Die Produktion unter seiner Regie kommt Anfang Dezember raus und läuft unter der Rubrik: knallharter Schwank. „Wir haben sie mit Migrationshintergrund neu erzählt.“ Dabei stammt die Tante aus Brasilien und die Liebsten namens Sema und Aishe aus der Türkei.

Vom Rettungsversuch einer Ehe handelt „Die Wunderübung“ (Premiere 10. Februar) mit den Schauspielern Christoph M. Ohrt, Dana Golombek und Hans Christian Stier, Regie: Heinersdorff. Eine gute Bekannte im Theater an der Kö setzt die darauf folgende Produktion in Szene: Ute Willing bringt „Unsere Frauen“ von Eric Assous auf die Bühne. „Die Komödie schlechthin“, erklärt Heinersdorff. In guter französischer Tradition nutze sie einen kleinen Anlass um eine Freundschaft und ihre Vergangenheit auf den Prüfstand zu setzen. Premiere ist im April 2016, bislang steht Bernard Bettermann als Darsteller fest.

Aus Dresden stammt die Farce „Mein Vater, seine Braut und ich“, die ab Mai 2016 zu sehen sein wird. Es spielen: Max Schautzer, Sebastian König, Tim Sander, Peter Mohn und Kathrin Osterode in dieser Geschichte um den eingefleischten Junggesellen Henri, der aus allen Wolken fällt, als ihm seine verstorbene Tante eine Million Euro vererbt. Der Haken: Er muss innerhalb eines Jahres heiraten. Da der nicht auf seine Affären verzichten möchte, rät sein Anwalt: „Heirate einfach einen Mann.“

Ein Wiedersehen gibt es direkt zu Anfang der Saison mit Tom Gerhardt in „Dinner für Spinner“. Heinersdorff selbst, Hugo Egon Balder und Jeanette Biedermann werden im Februar 2016 noch einmal in der vom Theaterleiter inszenierten Komödie „Aufguss“ zu sehen sein. Und eine Ankündigung hat Heinersdorff noch zum Schluss: „Wir haben die Preise nicht erhöht.“