Sabine Meyer: Vielleicht die beste Klarinettistin der Welt
Solistin Sabine Meyer und das Tonhallen-Orchester Zürich spielen unter dem Dirigenten David Zinman in Düsseldorf.
Düsseldorf. Gegensätzliche, aber wirkungsvolle Stücke stehen auf dem Programm beim Konzert des Zürcher Tonhalle-Orchesters. Chefdirigent David Zinman, unter dessen Leitung das schweizerische Vorzeigeorchester weltweites Renommee erlangte, beginnt gleich virtuos und raffiniert mit "Till Eulenspiegels lustigen Streichen" op. 28 von Richard Strauss, gefolgt von Mozarts Klarinettenkonzert, Schumanns Vierter Symphonie und einem "Fantasma" für Klarinette und Orchester des Japaners Toru Takemitsu.
Die eidgenössischen Symphoniker, die seit etwa 13 Jahren nicht mehr zu Gast in Düsseldorf waren, haben zwischen 2000 und 2003 den kompletten Strauss auf CD eingespielt. Für einen zuvor entstandenen Beethoven-Zyklus gab es den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Zinman und den Zürichern liegt die farbig glänzende Tonsprache von Strauss’, was nun die Aufführung des berühmten "Till" eindrucksvoll beweist.
Die Schweizer besitzen genügend Spieltechnik für eine präzise und virtuose Umsetzung der Partitur in einen schillernden Klang voller Witz und Eleganz. Zinman neigt unterdessen nicht zur Glättung des bewusst Bizarren, sondern betont sogar noch die illustrativ-musikalischen Grotesken - von Tills frechen Foppereien bis zu seinem tragischen Ende auf dem Richtplatz humorloser Bürger.
Nach der Opulenz und Raffinesse eines Strauss wirkt Mozart in seiner klassischen Schlichtheit zwar enorm reduziert (es räumen mehr als die Hälfte der Orchestermitglieder das Podium für das schlank besetzte Mozart-Werk), doch entsteht dadurch keineswegs der Eindruck von Kargheit.
Nun gehört das Konzert für Bassklarinette und Orchester A-Dur KV 622 auch zu den Kronschätzen der Musikgeschichte. Und mit Sabine Meyer steht die vielleicht beste Klarinettistin der Welt als Solistin zur Verfügung. Sie spielt dieses Stück schon seit Jahrzehnten, doch Routine hat sich nicht eingeschlichen. Feinstes Pianissimo im langsamen Satz, Schattierungsreichtum und Farbwechsel, verbunden mit spieltechnischer Bravour machen aus dem Solopart ein berückendes Wunder an Schönheit.
Sabine Meyer übernimmt auch das Solo in Takemitsus gemäßigt modernen "Fantasma". Trotz Atonalität schmeichelt die Musik, da Streicher und Klarinette oft elegisch geführt werden. Meyer erweist sich auch in dieser Synthese aus europäischen und fernöstlichen Klangwelten als stilistisch versiert. Solistin und Orchester bilden eine organische Einheit.
Für Schumanns Vierte Symphonie ist das schweizerische Orchester abermals ein Ensemble mit Erfahrung, hat es doch kürzlich alle vier Schumann-Symphonien auf CD vorgelegt. Zinman dirigiert zügig und klar. Er geheimnist nichts zwischen die Töne, sondern setzt nüchtern auf die Kraft der Partitur.