Sängerin mischt sich unter Tänzer

Sopranistin Annika Kaschenz steht beim Ballett auf der Bühne.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Seit der Saison 2012/2013 ist sie festes Mitglied im Ensemble der Rheinoper, war bereits in Giuseppe Verdis „La Traviata“ und Mozarts „Zauberflöte“ in kleineren Rollen zu erleben, die aus Cottbus stammende und in Dresden und im Italienischen Siena ausgebildete Mezzosopranistin Annika Kaschenz. Doch nun steht sie bei der Premiere des neuen Ballettabends „b. 18“ nicht im Kreis ihrer Sängerkollegen, sondern bewegt sich zwischen Tänzern von Martin Schläpfers Ballett.

Foto: G. Weigelt

Kaschenz singt in einem Teil des Ballettabends die Soli im 2. und 3. Satz der berühmten 3. Symphonie des polnischen Komponisten Henryk Mikolaj Góreckis, hier nun choreografiert von Nils Christe. Góreckis Werk ist auch bekannt unter dem Titel „Symphonie der Klagelieder“. Es geht um den Ausdruck von Schmerz angesichts der Gräuel, welche die Nazis in Polen angerichtet haben. In einem Lied vertont Górecki ein Ave Maria, das ein Mädchen in einem Gestapo-Keller an die Wand schrieb. In dem anderen Klagelied trauert eine Mutter um ihren getöteten Sohn.

„Ich kannte diese Symphonie noch gar nicht, obwohl sie sogar in den Pop-Charts war“, sagt Kaschenz. „Es ist aber eine ergreifende Musik, die mich sehr bewegt.“ Sie singe die Lieder im polnischen Original. „Der Respekt vor diesen Klageliedern kann nicht groß genug sein, wenn man sie singt“, betont sie. Mit der Kunst des Gesangs könne man etwas extrem Melancholisches ausdrücken, ohne dass es trivial oder kitschig wird.

Neben der gesanglich interpretatorischen gebe es noch eine zweite Herausforderung für sie. „Ich bewege mich nicht unter anderen Opernsängern, sondern unter professionellen Tänzern.“ Das sei eine sehr ungewohnte Situation. „Die Balletttänzer bewegen sich so elegant, und dann denkt man plötzlich darüber nach, wie man selber sich bewegt.“ Das führe zu einer leichten Verunsicherung. „Die Tänzer wissen aber, wo ich gehe, damit es keine Karambolagen gibt“, sagt Kaschenz mit leichtem Schmunzeln. Die Erfahrung sei aber auf jeden Fall eine sehr gute: „Ich finde es toll, dass ich so eingebunden bin in Nils Christes Choreografie und das gleiche Kostüm anhabe wie die Tänzer.“