Savoy-Theater: Die Kinowelt als Hitparade

Premiere: Musiker und Schauspieler bringen im Savoy die Welthits der Filmgeschichte auf die Bühne.

Düsseldorf. Tohuwabohu im Kino: Popcorn liegt wild verstreut auf dem Boden, und zwischen den Sesselbewohnern spielen sich herzzerreißende Szenen ab. Bei diesen wird jedoch mehr gesungen als gesprochen, denn die neue Produktion des Schauspielhauses "Mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche" ist ein Potpourri aus alten und neueren Film-Schlagern. Die Zuschauer erleben am Donnerstagabend eine doppelte Premiere: Zum ersten Mal zeigt das Schauspielhaus während der Sanierungsarbeiten am Gustaf-Gründgens-Platz ein Stück im Savoy-Theater.

Die Spielstätte, das einstige große Traditionskino und heutige Privattheater, erweist sich als geradezu perfekt für die cineastische Schlagerparade.

Auf der Bühne, welche die Techniker des Schauspielhauses noch etwas vergrößert haben, wird ein altertümlicher Kino-Saal aus den 50er Jahren sichtbar. Eine mittelbraune Holz-Theke etwa, bezogen mit altrosafarbenem Samtstoff, weckt Erinnerungen an verblichene Kinoerlebnisse.

An diesem szenisch konzipierten Abend geht es um Gefühle, um Liebe, Leidenschaft und Eifersucht. Sinn und Stoff allein bieten weltbekannte Schlager der Filmgeschichte. Zu Hits wie "As Time Goes By" und "Blue Velvet", "Goldfinger" und "What a feeling" aus "Flashdance" darf sich der Zuschauer getrost in seinen Sitz zurücklehnen und die musikalische Kinowelt genießen.

Das Stück für fünf Schauspieler und zwei Musiker besticht durch eine nostalgische Atmosphäre, quirlige Slapsticks und stimmungsvollen Gesang. Katrin Röver, Susanne Tremper, Melanie Wiegmann, David Jakobs und Götz Schulte bilden dabei ein dynamisches Sing- und Spiel-Quintett, und den beiden Musiker Hajo Wiesemann und Bastian Ruppert gelingen an den wenigen zur Verfügung stehenden Instrumenten (Klavier, Gitarre, Orgel und Kontrabass) schwungvolle Arrangements der Film-Soundtracks. Allerdings fehlt dem von Gil Mehmert geschaffenen 90-minütigen Potpourri der rote Faden, das Stück hat Längen.

Dass die Show auch bei kleinen Pannen weitergehen muss und auch kann, demonstriert das Team am Donnerstagabend beim Mikrofon-Ausfall: Während die Techniker das Problem eilig beheben, wird auf der Bühne brillant improvisiert. Am Schluss reagierte ein großer Teil des Premierenpublikums mit Begeisterung. Einigen hingegen war es wohl zu viel an Schlagern - sie verließen den Saal bereits vor den Zugaben.