Schauspielhaus: Diese Premiere war ein Reinfall
Die Komödie „Das Ende vom Anfang“ löst beim Publikum nur Ratlosigkeit aus.
Düsseldorf. Es sollte ein neuer Anfang werden. So zumindest der Plan des neuen Interims-Intendanten des Schauspielhauses, als er „Das Ende vom Anfang“ kurzfristig auf den Spielplan setzte und damit bis zur Sommerpause neues Publikum anlocken wollte. Ein erstes Zeichen sollte es sein, der Art, wie Günther Beelitz das Haus am Gründgens-Platz vor seinem Untergang retten wollte.
Doch die Premiere der Komödie aus der Feder von Sean O’Casey vor voll besetztem Haus war ein Reinfall. So viel Ratlosigkeit, Kopfschütteln und flauen Applaus wie nach dieser zähen, altbackenen Vorstellung hat man hier lange nicht mehr erlebt. Die Kraft für Buhrufe hatten nur noch jüngere Zuschauer.
Für die meisten glich der kurze, extrem langweilige Abend eher dem Anfang vom endgültigen Niedergang des einst gerühmten Schauspielhauses. „Man schämt sich für Düsseldorf“, sagte ein älterer Abonnent erschüttert. Er hatte sich nach den langen Querelen um einen neuen Intendanten auf einen Neu-Anfang, auf eine spritzige Komödie mit alten, bekannten Gesichtern gefreut.
Dauer: Knapp 60 Minuten. Doch gefühlte zwei Stunden quält sich das Drei-Personen-Stück aus irischem Bauernmilieu von 1937 vorwärts. Die turbulent geschriebene Kette von häuslichen Kleinkatastrophen — mit Anleihen bei Laurel und Hardy - lebt meist von Tempo, Slapstick und Klamauk. Aber das will gekonnt sein und ist heute vielleicht am besten im hemdsärmeligen, forsch frechen Boulevard mit urkomischen Darstellern aufgehoben.
Michael Abendroth indes, von Hause ein feinsinniger Schauspieler, zeigte sich als Regisseur überfordert. Kaum von der Stelle kommen die Schauspieler Marianne Hoika (als Lizzie Berrill) und Wolf Aniol (als ihr Mann Darry), als sie sich entscheiden, Rollen im Haushalt zu tauschen. Sie solle Gras mähen, er will dafür den Haushalt machen. Erstarrte Figuren zwischen Herd, brodelnder Suppe, ausgestopftem Rindskopf und Kamin treffen aufeinander, kommen vor lauter Staatstheatralik nicht in Schwung.
Man könnte meinen, dass sich die Figuren kaum etwas zu sagen haben. Aber auch das nimmt man ihnen nicht ab. Bemüht und wenig komisch wirken die Slapsticks — wenn Darry sich bei seiner Frühgymnastik auf dem Boden verrenkt, wenn er mit blutiger Nase aus dem Schweinestall kommt. Oder wenn sich sein einfältiger Nachbar Barry (gespielt von Winfried Küppers) die Hände an Rasierklingen aufschneidet.
Noch weniger gelingt die Eskalation der Ereignisse, wenn die Küche samt Inventar vor lauter Tollpatschigkeit der beiden Männer zu Bruch geht und Darry an einem Kuhstrick durch den Kamin hoch gezogen wird und später hinabstürzt.
Da mag noch so viel Theaterblut spritzen, noch so viel Öl verschmiert werden oder Hühner-Federn am Kopf kleben bleiben. Wenn jemand aus dem Publikum lacht, dann aus Verlegenheit oder Mitleid mit Schauspielern.
Bleibt die Frage: Wo war der neue Intendant? Als versierter Theatermacher hätte Günther Beelitz schon bei den Proben erkennen müssen, dass man heute mit derart unbeholfenen Inszenierungen kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlocken kann.