Zeitgeschichte Andenken an Brandts Kniefall

Wilfried Korfmacher entwarf mit Stefan Völker eine Marke, die Willy Brandts geschichtsträchtigten Akt der Versöhnung aus dem Jahr 1970 zeigt.

Wilfried Korfmacher und Stefan Völker. Foto: privat

Foto: Michael Lübke

(mgö) Als die Deutsche Nationalbibliothek 2012 ihre Gründung vor 100 Jahren feierte, gab das Bundesministerium der Finanzen ein Sonderpostwertzeichen heraus. Die Gestaltung hatte Wilfried Korfmacher übernommen und mit Daniel Stoffels von der Agentur Zeichenverkehr ausgeführt. Jetzt, 50 Jahre nach dem Kniefall von Willy Brandt in Warschau, trat das Finanzministerium erneut an den Professor heran – Lehrbeauftragter des Studiengangs Kommunikationsdesign der Fachhochschule Düsseldorf, der auch durch seine Projekte mit „Fiftyfifty“ bekannt ist: „Ich wurde zu einem Wettbewerb eingeladen, habe drei Entwürfe eingereicht, bekam den Zuschlag und den Auftrag, die Gestaltung dieser Briefmarke zu übernehmen.“

Die endgültige Fassung entwickelte der Diplom-Designer und -Psychologe gemeinsam mit seinem Assistenten Stefan Völker. „Manche der vorgegebenen Themen können offensiv und frei angegangen werden. Aber hierbei war uns klar, dass keine große künstlerische Veränderung der ursprünglichen Fotografie vorgenommen werden sollte“, so Korfmacher.

Die Darstellung auf der jetzt erschienenen Sonderbriefmarke (110 Cent) wird in einer traditionellen Größe gezeigt: „Es kam darauf an, die Geste, beziehungsweise die Pose herauszustellen. Deshalb haben wir auf Farbe selbst bei der Nationalflagge verzichtet und die eigentliche Ansicht und den Text minimal inszeniert. Gerade wegen der sehr detaillierten Darstellung steckt viel Arbeit drin.“ Dieser Minimalismus wurde von der Jury aus Mitarbeitern des Ministeriums, Philatelisten und Kollegen vom Fach bestens bewertet.

Herausragendes Symbol
für die Völkerverständigung

Das eigentliche Thema, der Kniefall, ist geschichtsträchtig: Als der damalige Bundeskanzler Willy Brandt am 7. Dezember 1970 vor dem Denkmal für den Warschauer Ghetto-Aufstand von 1943 auf die Knie fiel, ging dieses Bild um die Welt. Es wurde zu einer fotografischen Ikone. 1970 war diese unerwartete Demutsgeste in der deutschen Öffentlichkeit sehr umstritten. Heute ist der „Kniefall von Warschau“ ein herausragendes Symbol für die Verständigung und Versöhnung der Deutschen mit den östlichen Nachbarn. Und Wilfried Korfmacher ist glücklich darüber, dieses Postwertzeichen gestaltet zu haben.