Talente auf der Hochschul-Bühne
Puccinis „Suor Angelica“ und de Fallas „La vida breve“.
Düsseldorf. Gleich mehrere junge Sänger ließen bei der Opernpremiere im Partika-Saal der Robert-Schumann-Hochschule aufhorchen: allen voran die koreanische Sopranistin Sun Young Seo, die seit 2009 Konzertexamen Gesang bei Michaela Krämer studiert. Die Koreanerin übernahm die Titelpartie in der Puccini-Oper „Suor Angelica“. Vokale Kraft und darstellerische Subtilität machte aus ihrer Darbietung der zum Klosterleben verurteilten jungen Mutter Angelica ein packendes Erlebnis. Diese Sängerin kann man sich jetzt schon etwa als herzbewegende Butterfly auf einer großen Opernbühne vorstellen.
Auch im zweiten Stück des Abends, der kaum bekannten Oper „La vida breve“ („Ein kurzes Leben“) des Spaniers Manuel de Falla, konnte man vielversprechende junge Stimmen entdecken. Da ist zum Beispiel der 22-jährige Ricardo Marinello (Tenor), der vor einigen Jahren als RTL-Supertalent einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde. Nun will er sich ganz seriös der Gesangsausbildung widmen. Der Schüler des bekannten Baritons Konrad Jarnot hatte am Premierenabend nicht sehr viel zu singen, überzeugte aber bereits durch sein schönes Timbre. Die Stimme klingt noch sehr jung, weich und verletzbar. Kein Wunder, dass Dirigent Thomas Gabrisch ihn vorsichtig an die große Partie des Liebhabers Paco heranlässt. Vorerst übernahm Marinello die kleine, aber hübsche Rolle des Schmiedes. Heute und morgen soll er aber den Paco singen, als der vorerst der reifere Ingmar Klusmann zu erleben war. Klusmann ist Absolvent der Hochschule und tritt nun als Gast auf.
Sehr expressiv und mit viel stimmlicher Energie gestaltet Agnes Lipka, ebenfalls Studentin bei Konrad Jarnot, die dramatische Partie der Salud. Die Figur ist ebenso tragisch wie die Schwester Angelica. Es geht um das Zerbrechen an gesellschaftlichen Konventionen. Sind es in Puccinis Kloster-Oper monströs strenge Familiensitten, die dem Liebesglück entgegenstehen, scheitert die Zweisamkeit bei de Falla am Standesdünkel des Liebhabers. Die Inszenierung von Gregor Horres wirkt etwas pauschal und künstlich in die heutige Zeit versetzt. Dass in „Suor Angelica“ die strenge Fürstin als Vamp auftritt, verflacht die Handlung eher, anstatt sie zuzuspitzen. Atmosphärisch verstärkend sind aber die von den Medien-Studenten bewerkstelligten Filmprojektionen oberhalb des Bühnengeschehens. Farbig und mit rhythmischer Verve musiziert das von Thomas Gabrisch geleitete Hochschulorchester.