Neues Programm im Kom(m)ödchen Tina Teubner ruft die Revolution der Lust und Poesie aus

„Wenn du mich verlässt komme ich mit“ heißt ihr neues Programm. Premiere ist am 14. September im Kom(m)ödchen.

Foto: Kulturbüro Blau/Teubner

Düsseldorf. Tina Teubner strahlt. „Ich bin sehr sehr erleichtert“, erklärt die Kabarettistin am Tag nach der Vorpremiere ihres neuen Programms.

In Düren haben ihre Pointen gezündet, in der kommenden Woche muss sich bei der Uraufführung im Kom(m)ödchen zeigen, ob die Kölnerin auch dort mit „Wenn du mich verlässt komme ich mit“ einen Nerv beim Publikum trifft.

Es ist ihr 14. und man könnte meinen, dass die Künstlerin mit Routine schreibt, komponiert und bei ihren rund 100 Auftritten im Jahr auf Bühnen in ganz Deutschland souverän in private und politische Abgründe blickt. Das klingt bei ihr ganz anders: „Am Tag nach der Premiere fange ich wieder etwas Neues an. Wenn ich Bestehendes nur reproduziere, komme ich mir vor wie eine Betrügerin.“ Begleitet sei das von der Sorge, es nicht noch einmal zu schaffen. „Und das wird immer schlimmer“, sagt die 50-Jährige lachend.

Gerade genießt sie noch den Augenblick, am Abend zuvor etwas richtig gemacht zu haben. „Ich kenne das. Wenn mich selbst etwas brennend interessiert, dann werden die Zuschauer durch meine Tür gehen.“

Drei Jahre hat sie an dem Programm gearbeitet, mehrere Ordner mit Texten und Liedern gefüllt. Politisch ist es geworden, weniger Beziehungs-Analyse als im vorherigen „Männer brauchen Grenzen“. Die Welt sei in einem solchen Zustand, dass sie sich jetzt mal politisch habe äußern müssen. „Wir haben Krisenherde überall, den IS, Flüchtlinge, dort sterben die einen an Hunger, woanders an Fettsucht. Und wir Menschen in den westlichen Industrienationen regen uns über die letzte Grütze auf. Darin liegt die Komik.“

Im Programm erzählt sie von der Selbstoptimierung des Lebens, vom effizienten Pusteblumenblasen bei Kindern und Achtsamkeitstraining in den Chefetagen. „Die richten ihre ganze Aufmerksamkeit in den großen Zeh. Und dann erst mal ab ins Büro und 120 Leute feuern. Wenn man erleuchtet ist, geht das irgendwie besser. Außerdem schafft es mehr freien Raum. Massenkündigung: Das ist Feng Shui zu Ende gedacht!“ Das kann nicht die Lösung sein, findet sie: „Revolution wäre doch cooler.“ Teubner ruft zwar nicht zu den Waffen, sie setzt auf „Mündigkeit, Lust und Poesie“.

Mit ihrem Partner Ben Süverkrüp spielt sie sich auf der Bühne auch diesmal die Bälle zu. Bei den Texten hat sie sich für das Stück, das den Untertitel „Weniger Demokratie wagen!“ trägt, erstmals Unterstützung von Regisseur Thomas Lienenlüke geholt. Ein Glücksfall, sagt sie.

Er habe sehr einfühlsam und gekonnt ihre Texte mit wenigen Sätzen auf die Pointen hin zugespitzt. Wobei es Teubner nicht um einen Kracher nach dem nächsten geht. „Ich möchte, dass auch mal Schubert gespielt wird“, erklärt die Musikerin, die in Düsseldorf Violine studiert hat. Und dass ihr neues Programm im Kom(m)ödchen rauskommt, hat Tradition. „Mir gefällt der literarische Anspruch, den dieses sehr gut geführte Haus schon früher pflegte. Das ist mir verwandt.“