Tonhalle: Schostakowitsch trifft Hendrix
Ein 50 Musiker starkes Orchester aus New York geht gewagte Verbindungen ein.
Düsseldorf. Locker sitzen sie auf dem Hocker, schwingen weit ihre Geigen-Bögen und haben sichtliches Vergnügen, dem Publikum ein außergewöhnliches Hör-Erlebnis zu bescheren.
Wenn sie sich auch „The Knights“ (Ritter) nennen, so vermitteln diese Orchester-Musiker aus New York nichts von steifen Traditionen: Sie tauschen gedecktes Schwarz in bunte Krawatten, bequeme Anzüge und Kleider ein.
Dabei musizieren die knapp 50 Streicher, Holz- und Blechbläser auf Höchst-Niveau und begeistern am Dienstagabend in der Tonhalle. Wenn auch die letzte Station ihrer Deutschland-Tournee nicht ausverkauft war, so ernteten die noch jungen „Knights“ begeistertes Johlen und Pfeifen.
Auch das Programm der New Yorker Truppe, die sich während des Studiums an der berühmten Juilliard-School kennengelernt hatte und sich zu einem Ensemble zusammenschloss, sprüht vor Originalität und elektrisierendem Sound. Sie mischen Schostakowitschs Cellokonzert Nr. 1 mit einem Arrangement von Jimi Hendrix’ „Machine Gun“ und — nach der Pause — eine Trauer-Miniatur von Morton Feldman (zum Tod seiner alten Klavierlehrerin Madame Press) mit Beethovens Fünfter Symphonie.
Für Meisterkonzert-Abonnenten mag diese kühne Kombination aus Klassik und Pop eine Herausforderung sein. Doch die hemdsärmlige Art frischt das erstarrte Ambiente von Klassikkonzerten auf. Am Ende entscheidet eh’ die Tonqualität. Und die erreicht bei den „Rittern“ kammermusikalisches Niveau.
So bereits beim Cellokonzert, in dem Jan Vogler sein Domenico-Montagna-Cello von 1721 zum Singen bringt. Rhythmische Kanten rückt der Dresdener Solist (bis 1997 Solocellist der Staatskapelle) ins grelle Licht. Er berührt aber auch durch dunkelgefärbte, beinah sentimentale Melodie des russischen Tondichters. Cello und Orchester verschmelzen in einzelnen Passagen — dank Eric Jacobson.
Unprätentiös, beinah unauffällig, ökonomisch, aber präzise schlägt der Jung-Dirigent Takt. Dass er in der Pause bei den Musikern auf der Bühne bleibt, spricht für ein neues Dirigenten-Verständnis. Jacobson reißt Beethovens Fünfte aus gewohnter Dunkelheit und Schwere und befreit sie von falschem Pathos.
Der Clou aber bleibt das Zehn-Minuten-Orchester-Arrangement des Protest-Songs von 1969 von Jimi Hendrix. Violinisten zupfen minutenlang an ihrem Instrument wie an einer Gitarre. Am Kontrabass sitzt jedoch der coolste Typ: Lässig zupft er den Rhythmus, malmt sein Kaugummi und lächelt ins Publikum.