Konzert von Víkingur Ólafsson Tonhalle: Ein Meister des Minimalismus
Der isländische Pianist Víkingur Ólafsson und die Camerata Salzburg begeisterten mit Bach und Glass in der Tonhalle.
„Es ist ein kleines Stück, aber ganz große Musik“, sagte der Pianist Víkingur Ólafsson bei der Ankündigung seiner ersten Zugabe: Mozarts „Ave verum corpus“. Der Isländer spielte ein Klavier-Arrangement am Ende seines Konzerts mit der Camerata Salzburg in der Tonhalle. Und Ólafssons Satz sowie seine Art, die Transkription der kurzen Chor-Motette auf dem Flügel zu spielen, wirkten wie die Quintessenz des gesamten Abends.
Manche Virtuosen versuchen mit donnernden Oktaven und brillanten Läufen das Publikum zu begeistern, nicht so Ólafsson. Er erwies sich einmal mehr als Meister der Reduktion und Fokussierung auf Details. Mozarts Konzert für Klavier und Orchester c-Moll präsentierte er in Nahaufnahme, ja es schien, als legte er jeden Takt unters Mikroskop. Im langsamen Satz ging der Pianist mit dem Kopf ganz nah an die Tasten, tauchte geradezu ab, doch durch den leuchtenden Klang, den er dabei dem Instrument entlockte, wirkte er wieder sehr präsent.
Auch das Variations-Finale des c-Moll-Konzerts gelang ungemein facettenreich. Jede Veränderung des etwas trotzig daherkommenden Moll-Themas wirkte wie eine neue Laune. Und trotz der Konzentration auf kleinste Einzelheiten erschien die Gesamtdarbietung nicht kleinteilig, sondern wie aus einem Guss.
Offiziell leitete Konzertmeister Giovanni Guzzo an der Violine die Camerata Salzburg. Doch Ólafsson ließ sich nicht einfach begleiten, sondern dirigierte mit seiner starken Körpersprache förmlich mit. Immer wieder wendete er sich mit Kopf und Oberkörper dem Orchester zu und ging rhythmisch mit. Das harmonische Ergebnis dieses Doppelspitzen-Dirigates war jedenfalls äußerst überzeugend.
Den Abend starteten der Pianist und die Streichergruppe der Camerata mit einem Arrangement des Openings aus „Glassworks“ von Philip Glass. Mit einem Glass-Album hatte Ólafsson seinen Durchbruch, und auch hier wieder erwies er sich als Meister des Minimalismus.
Mit wenigen Tönen erzeugte der Pianist Spannung, eine Kunst, die sich auch im langsamen Satz des Klavierkonzerts Nr. 5 f-Moll von Bach auszahlte. Der Diskant glänzte wie ein illuminierter Edelstein. Hinzu kam das exquisite Spiel des Orchesters, das so fein untereinander kommunizierte wie ein kleines Kammerensemble. Dies war also ein Drei-Sterne-Bach, ein echter Ohrenschmaus für Hör-Gourmets.