Sonderkonzert in der Tonhalle Die Varianten der Grundmotive leuchteten wie Reflektoren
Düsseldorf · Vor der Beginn ihrer Konzertreise nach Spanien spielten die Düsseldorfer Symphoniker unter Leitung von Adám Fischer Gustav Mahlers erste Symphonie in der Tonhalle.
Die machen sich auf nach Spanien, die Düsseldorfer Symphoniker. In den Notenhefttaschen befindet sich allerhand, Beethovens 5. Klavierkonzert (Solist: András Schiff), die Haydn-Variationen von Brahms und die Symphonie Nr. 1 von Gustav Mahler. Im Sinne eines Abschiedsgrußes gab das Orchester unter der Leitung des Chefdirigenten Ádám Fischer ein Sonderkonzert ausschließlich mit Mahlers Erster auf dem Programm.
Man könnte die Aufführung als öffentliche Generalprobe betrachten, stünde nicht der große Mahler-Zyklus im Hintergrund, den die Symphoniker unter Fischers Leitung bereits abgeschlossen und sogar in CD-Form verewigt haben. So geriet das Konzert zur Reprise und zugleich zum Musterbeispiel der Ausgereiftheit des Mahler-Spiels.
Einst hatten Fischer und die Symphoniker Mahler mit Haydn kombiniert. Das blieb dieses Mal aus, es gab Mahler pur ohne Pause in der Tonhalle, in der nur das erste bis dritte Parkett geöffnet war und der Rang geschlossen blieb. Doch Haydns Geist und der Spirit der Wiener Klassik waren auf hintergründige Weise anwesend. Jedenfalls dirigierte Fischer mit jener Wachsamkeit für Mahlers thematische Arbeit, die er immer auch in Haydns Sonatenhauptsätzen und Menuetten unter Beweis gestellt hatte.
Als Spätromantiker hatte sich Mahler zwar der Symphonischen Dichtung verbunden gefühlt, und beinahe hätte er seine Erstlingssymphonie nach Jean Pauls „Titan“ benannt, doch dann zog er es doch vor, eine viersätzige Symphonie nach klassischen Formprinzipien zu komponieren. Und je weniger Geheimnisse der Hörer in der Musik sucht, desto besser für den Genuss insbesondere in einer so detailreichen Interpretation wie dieser. Das Klangbild war klar bis auf den Grund, die vielen Varianten der Grundmotive leuchteten wie Reflektoren.
In dieser vielschichtigen Aufführung gab es viel zu entdecken: zum Beispiel den Kontrast zwischen rustikalem Tanz und Feen-Walzer oder zwischen Ringstraßen-Salon und Seitengassen-Spelunke. Dem Assoziations-Kino waren an dem Abend wenig Grenzen gesetzt, so plastisch kamen die Charakteristika der Musik heraus. Und das Schönste kam freilich zum Schluss: der glänzende Hörner-Hymnus, den die Hornisten stehend spielten und der seine mitreißende Wirkung auch diesmal nicht verfehlte. Tosender Beifall.