Wörtern auf die Sprünge helfen

Die Autorengruppe Wortschritt.D sagt: Sich der Kritik stellen, hilft beim Schreiben.

Düsseldorf. Lyrik kann anstrengen, das weiß Rolf Hucke. Zehn Minuten, dann ist die Aufmerksamkeit der meisten Zuhörer erschöpft. Daher ist der Dichter froh, dass es die Autorengruppe Wortschritt.D gibt. Seit Februar treffen sich sieben Düsseldorfer Literaten, lesen vor, kritisieren sich gegenseitig und geben Tipps, wenn es mal stockt mit den Worten. Vor allem aber wollen sie eins: vor Publikum lesen.

Dass ihre Gedichte, Kurzgeschichten und Krimis gerade in der Mischung ein gutes Programm abgeben, haben sie bei ihrer ersten Lesung im Literatursalon Gabriel getestet. Diese gemeinsame Form bietet auch für Huckes Verse den richtigen Rahmen. Die nächsten Termine sind in Vorbereitung, fest steht bereits der 7. Januar 2012 in der Destille.

„Vortragen ist eine gute Kontrolle für das Schreiben“, erklärt Hucke. Auch innerhalb der Gruppe bekomme jeder eine direkte Rückmeldung. Mal muss ein anderes Wort her, mal stimmt die Logik einer Geschichte nicht.

Diese Hinweise schätzt Maja Gruel. Sie liegt gerade in den letzten Zügen mit ihrem zweiten Roman. „Wenn man eine Weile jeden Tag mit dem Text umgegangen ist und sein ganzes Seelenleben reingesteckt hat, dann verliert man die Distanz.“ Ob und wie sie die Hinweise ihrer Autorenkollegen umsetze, sei ja eine andere Sache. Aber der Prozess unterstütze ungemein. Lesungen sind besonders wichtig, da ist sich Gruel sicher. Sie motivieren, helfen über die teilweise recht einsame manchmal geradezu autistische Arbeit des Schreibens hinweg.

Ist der Roman erst einmal geschafft, hofft sie wie ihre Kollegen auf die Veröffentlichung. Da sich unter den Mitgliedern der Gruppe Träger verschiedener Literaturpreise, Stipendiaten und bereits verlegte Autoren befinden, hilft Wortschritt.D auch dabei. Man tauscht Kontakte und Erfahrungen, profitiert von den Erfolgen der anderen.

Neben ihrer eigenen Gruppe, die sie als Kollektiv gleichberechtigter Teilnehmer versteht, nutzen sie das weit verzweigte Netz der Düsseldorfer Literaturszene. An der Basis arbeite man gut zusammen, sagt Gruel. Doch was die Institutionen angehe, da zählen eben häufiger die Namen, die auch in den Bestsellerlisten auftauchen.

Unbefriedigend finden das die Autoren. „Da bewegt man sich im Kreis“, erklärt Gruel. Nur wer bekannt ist, wird zu Lesungen geladen. Doch wer nicht zu Lesungen geladen wird, kann sich auch nicht bekanntmachen. Wortschritt.D will es bei diesem Kreislauf nicht belassen.