Düsseldorf-Vennhausen Kulturbahnhof Eller kurz vor der Rettung
Der Komplex an der Vennhauser Allee ist weniger baufällig, als befürchtet. Dezernent Lohe besichtigte am Samstag das Denkmal.
Düsseldorf. Zur Vernissage des Grafikers Rolf Escher am 22. Januar im Kulturbahnhof Eller tauchten nicht nur Kunstfreunde, sondern auch drei junge Männer auf, die sich offenbar für die Immobilie interessierten. Daraufhin kursierten diverse Spekulationen im Blätterwald. „Kulturbahnhof Eller steht vor Verkauf“ war der Tenor der Meldungen.
Die WZ machte sich vor Ort schlau, was an den Gerüchten wahr ist. Sie traf auf Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, der sich gleichfalls ein Bild von der Situation verschaffen wollte. Dabei wurde klar, dass sich die Bauverwaltung in der Vergangenheit eher oberflächlich mit dem denkmalgeschützten Komplex beschäftigt hatte. Sie hatte Fakten und Räume verdreht und möglicherweise Fehler in der Einschätzung des Sanierungsbedarfs gemacht.
Erst die Kaufinteressenten brachten den Stein ins Rollen. Hauptakteur ist Frank Holzberg, dessen Firma Pokale, Orden und Anstecknadeln herstellt und am Worringer Platz ein Geschäft für Karnevalsartikel unterhält. Holzberg gehört dem Vorstand der CDU Eller an, weshalb Kulturausschuss-Vorsitzender Friedrich Conzen völlig unaufgeregt bei der Vernissage von einem Investor sprach, was sonst nicht seine Art ist.
Holzberg erklärte Kulturdezernent Lohe seinen Wunsch, das Gebäude zu übernehmen und zu sanieren, die Kultur im Kerngebäude zu belassen, aber den Atelierbewohnern zu kündigen, um diesen Trakt an Start-up—Firmen zu vermieten. Über Geld wurde nach Auskunft von Lohe nicht konkret gesprochen.
Doch der Sanierungsbedarf von zwei Millionen Euro, den die Bauverwaltung zuvor bei ihrem vergeblichen Antrag auf Bundesmittel genannt hatte und den die klamme Stadt derzeit nicht aufbringen könnte, ist seit vergangenen Samstag Schnee von am SonntagLohes Besichtigung brachte nämlich zutage, dass die Stadtverwaltung jahrelang von falschen Zahlen und falschen Gebäudeteilen ausgegangen war. Ihre Kalkulation ist offenbar nicht haltbar.
Das Dach über dem neuen Wartesaal, der als Ausstellungsraum dient, ist intakt und nicht marode. Nach Auskunft vom Vorstand des Freundeskreises, Gerolf Schülke, wurde er Ende der 1980er Jahre saniert und die Zwischendecke entfernt, so dass das dekorative Gebälk zum Vorschein kommt. Gleichzeitig ist seitdem das Dach isoliert und sind die Fenster neu. Die Mängel, die die Bauverwaltung gesichtet haben will, gibt es also nicht. Lohe freute sich über diese Nachricht und lobte den „schönen, stimmungsvollen Saal“.
Bis auf kleine Mängel sind auch die Künstlerateliers intakt. Schülke berichtete von häufigen Besuchen der Bauverwaltung, um eine Schadensaufnahme zu bewerkstelligen, deren Ergebnis auch nach zwei Jahren noch nicht dargelegt wurde, was Schülke „eigentlich unmöglich“ findet.
Gut im Schuss ist nicht nur der neue, sondern auch der alte Wartesaal, der geradezu liebevoll saniert ist, mitsamt Stuckverzierung und neuen Fenstern.
Tatsächlich marode sind nach Angaben der Nutzer die Anbauten links und rechts des Denkmals. Der Toiletten- und Bürotrakt soll auf Wunsch der Denkmalbehörde abgerissen werden, weil er das Denkmal nur stört. Hier wird eine Container-Lösung diskutiert.
Der zweite defekte Trakt ist Linkerhand die alte Gepäckabfertigung von 1909, das frühere Domizil des AK Kulturkreises. Hier ist eine durchgreifende Sanierung notwendig. Aber Abriss des Toilettentrakts, Aufstellung eines Containers und Sanierung der alten Gepäckaufbewahrung kosten, so meint Schülke, maximal 500 000 Euro. Kulturdezernent Lohe will diese Zahlen nicht bestätigen, sondern erst einmal Fachleute zurate ziehen. Bis dahin steht für ihn fest: „Der Verkauf des Kulturbahnhofs ist keinesfalls besiegelt.“