Lad´ doch mal die Nachbarn ein
Immer mehr Düsseldorfer stellen Feste auf die Beine, um die Menschen in ihrer direkten Umgebung kennen zu lernen.
Düsseldorf. Was gibt es nicht alles für Feste in der Stadt: Schützenfeste und Kirmes, Hafenfest und Japan-Tag, die Werbegemeinschaften feiern und die Vereine, das alles schon seit Jahren - oder Jahrhunderten. Doch was in den vergangenen Wochen in der Konkordiastraße, auf dem Friedensplätzchen oder dem Rochusmarkt passiert ist, passt in keine dieser Kategorien.
Denn dort haben sich einfach Anwohner zusammengetan und beschlossen, ein Fest für sich selber zu organisieren: für die Nachbarn, die Menschen in der Straße oder der Umgebung. Und noch etwas haben die drei Initiativen gemein: Sie sind alle mehr oder weniger neu.
Die Motive sind immer die gleichen. Michael Weichler hat mit einigen Mitstreitern im vergangenen November erstmals ein Fest für die Bewohner des Niederkasseler Kirchwegs organisiert. Er sagt: "Den Leuten fehlte einfach eine Plattform. Viele wollte man schon immer mal kennen lernen. Nun gab es eine Gelegenheit."
Auch der Düsseldorfer Soziologe Reinhold Knopp sieht hinter solchen Initiativen eine Sehnsucht, die Anonymität der Großstadt zu durchbrechen: "Früher waren bürgerliche Viertel ein Ort gegenseitiger sozialer Kontrolle. Heute ist mehr Toleranz da und man sehnt sich nach Austausch."
Manchmal entstehen daraus Netzwerke, wo Leute sich gegenseitig helfen, indem sie mal ein Paket annehmen oder kurz auf die Kinder der Nachbarn aufpassen. Eins wünscht sich Knopp allerdings: Man muss aufpassen, dass dabei die Schichten nicht unter sich bleiben, zum Beispiel Migranten ausgegrenzt werden.
Anke von Bremen, Mitorganisatorin der Konkordiatafel, sieht das auch so. Sie wünscht sich, dass auch andere Straßen in der Gegend dem Beispiel folgen und am selben Tag zusammen feiern. Man brauche nur ein paar Leute für die Organisation: Einladungen verfassen, Bierbänke besorgen und Straßensperrung organisieren seien die wesentlichen Aufgaben.
Immerhin folgt die Wilhelm-Tell-Straße, wenn auch mit zwei Wochen Verzögerung, dem Beispiel: "Wir haben uns von der Konkordiastraße inspirieren lassen", sagt ein Anwohner. Es werde ebenfalls eine lange Tafel geben, jeder solle etwas zu essen und zu trinken mitbringen.
Dagegen ist das Golzheimfest, das gerade über die Bühne ging, schon etabliert. Aber auch diese Initiative von Musikern aus dem Stadtteil ist erst drei Jahre alt. Anfangs war die Idee, ein Konzert für die Menschen im kleinen Stadtteil zwischen Pempelfort und Stockum zu machen. Doch das Fest wurde schnell bekannt. Und so sind die Macher unversehens im Establishment der Düsseldorfer Feste angelangt.