Ließ Tochter ihre Mutter langsam sterben?

Eine 49-jährige Frau war wohl mit der Pflege ihrer kranken Mutter überfordert. Nun muss sie sich vor dem Landgericht Düsseldorf dafür verantworte.

Düsseldorf. Die letzten eineinhalb Jahre müssen für Viktoria H. ein Martyrium gewesen sein. Die Frau magerte bis auf 31 Kilo ab, hatte offene Wunden am Körper und wurde auch noch misshandelt. Am 20. Januar vergangenen Jahres starb die Frau in ihrer Wohnung an der Höhenstraße im Alter von 77 Jahren.

Seit Freitag muss sich ihre 49-jährige Tochter Brigitte H. dafür vor dem Landgericht verantworten. Der Richter deutete bereits an, dass die Vorwürfe von fahrlässiger Körperverletzung bis zum Totschlag reichen könnten.

Ab Juni 2009 hatte sich die Bürogehilfin um ihre Mutter gekümmert, die vorher von einem Pflegedienst betreut wurde. Die Rentnerin litt unter Diabetes und musste regelmäßig Stützstrümpfe tragen. Doch der Gesundheitszustand der Frau verschlechterte sich zusehends. Sie litt unter Appetitlosigkeit und hatte Zahnschmerzen, wollte jedoch keinen Arzt aufsuchen. Als sie gegen Ende 2010 ihre Meinung änderte, soll Brigitte H. ihr medizinische Betreuung versprochen haben. Doch dazu kam es nicht.

Weihnachten soll der 49-Jährigen klar gewesen sein, dass ihre Mutter sterben würde. Doch ins Krankenhaus brachte sie die Rentnerin nicht. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Brigitte H. Angst hatte, dass dann der schlechte Pflegezustand ihrer Mutter auffallen würde.

Am 19. Januar 2011 soll Brigitte H. die 77-Jährige über Nacht allein gelassen haben. Als sie nach Hause kam, lag Viktoria H. neben dem Bett. Die 49-Jährige soll die ausgezehrte Frau am Hals gepackt und wieder aufs Bett gezogen haben. Als die Rentnerin danach noch einmal kopfüber auf den Boden stürzte, soll die Bürogehilfin ihr so stark den Hals zugedrückt haben, dass ein Kehlkopf-Knochen zerbrach. Einen Tag später war Viktoria H. tot.

Beschlossen wurde am Freitag, dass die Angeklagte von einem Psychologen untersucht wird. Sie war offenbar mit der Pflege ihrer Mutter überfordert.