Die Lindner-Hotelgruppe Wo der Hotelgast zum Investor wird

Düsseldorf. · Interview Die Lindner-Hotelgruppe bietet Crowdinvesting an und lockt mit Geldanlage plus Urlaubsfaktor. Wir sprachen mit Firmenchef Otto Lindner.

Otto Lindner führt die gleichnamige Hotelgruppe in zweiter Generation. 

Foto: Judith Michaelis

In Niedrigzinszeiten suchen Investoren nach alternativen Möglichkeiten der Geldanlage und Mittelständler einen neuen Finanzierungs-Mix. Beispiel: Crowdinvesting, quasi die Business-Variante des Crowdfunding, das Startups auf die Sprünge hilft. So sammelt jetzt auch die in Düsseldorf ansässige Linder-Hotel-Gesellschaft (Slogan: „Nicht nur besser, anders“) Summen ein, am liebsten von Stamm- und künftigen Gästen. In und mit den Lindner- und me-and-all-Hotels, die auch zu der Gruppe gehören, wird der Hotelgast zum Investor, der als solcher zusätzlich noch VIP-Status genießt.

Lindner verspricht sich davon nicht nur weiteres Kapital, sondern vor allem eine engere Kundenbindung. Mit der WZ sprach Otto Lindner über seine Finanzierungs- und Hotel-Konzepte in Europa und dem Firmensitz Düsseldorf.

Ihre Gäste sollen nicht nur für Übernachtungen bezahlen, sondern jetzt europaweit in Lindner- und me-an-all-Hotels investieren. Dafür versprechen sie Ihnen bis zu fünf Prozent Fixzinsen, mit Gutscheinen auch noch mehr. Wie ist die Idee entstanden, wie muss man sie verstehen?

Otto Lindner: Crowdfunding als Idee war für uns naheliegend, auch, weil sie leicht nachvollziehbar ist als eine Finanzierungsform, bei der Anleger über das Internet in Unternehmen, Start ups oder wie bei uns in etablierte mittelständische Unternehmen beteiligen. Praktisch eine Anlage zum Anfassen. Der Gast sieht vor Ort, was wir mit seinem Geld machen. Er kommt gefühlt in „sein“ Hotel.

Wie viel muss der Hotelgast, vielmehr jetzt Anleger, dafür investieren?

Lindner: Bei uns lief das so: Der Anleger konnte den Lindner Hotels eine Summe ab 1000 bis 10 000 Euro anbieten, praktisch als Darlehen mit einer Laufzeit von fünf Jahren und dabei im ersten Schritt des Verfahrens seine jährliche Wunschverzinsung zwischen drei bis fünf Prozent wählen. Insgesamt haben 388 Anleger gezeichnet, überwiegend Stammgäste.
Das kam so gut an, dass wir mit drei Millionen überzeichnet waren und  bei 2,5 Millionen einen Schnitt gemacht haben. Der endgültige Zins wird dann in einer Art Auktionsverfahren festgesetzt, bei uns liegt er danach jetzt bei 4,25 Prozent. Wer mehr haben wollte, der ist nun eben leider raus.

Sie haben auch angeboten, die Verzinsung alternativ in Gutscheinen auszuzahlen?

Lindner: Für dieses Rabatt-Modell haben sich mehr als die Hälfte der Investoren entschieden. Dabei legen wir noch mal 50 Prozent drauf. Das heißt, bei einer Verzinsung von 500 Euro gibt’s die Summe cash oder in Gutscheinen im Wert von 750 Euro. Ab einer Einlage von 5000 Euro sind die Anleger bei uns uns auch VIP-Mitglied. Dann gibt es zusätzlich noch Welcome-Gutscheine, Upgrades und auch Gratisübernachtungen.

Crowdfunding kennt man ja schon. Damit wird Start ups auf die Beine geholfen. Aber Crowdinvesting?  Kann das jeder machen? Sie sind doch keine Bank?

Lindner: Die erfolgreiche Abwicklung unserer Crowdinvest-Kampagne erfolgte  über den österreichischen digitalen Mittelstandsfinanzierer Finnest. Attraktiv für den Anleger: Es entstehen für ihn keinerlei Nebenkosten, und unsere halten sich in Grenzen. Finnest fusioniert gerade mit der finnischen Invesdor Oy zur ersten gesamteuropäischen Investitions- und Finanzierungsplattform für Unternehmen.

Und jetzt? Wenn ich dabei bin: Habe ich mein Geld in Ferien geschickt oder arbeitet es bei Ihnen für mich?

Lindner: Es arbeitet quasi in unseren Hotels. Wir investieren in Innovationen, Erneuerungen, beispielsweise in unserem Golf Resort auf Mallorca, in Erweiterungen und Verschönerungen, im Hotel & Sporting Club Wiesensee im Westerwald , im Dom Residence in Köln oder dem Hotel Am Belvedere in Wien. Wir sehen im Crowdinvesting in erster Linie eine Form moderner Kundenbindung. Investoren werden zu Markenbotschaftern. Das erhöht auch  den Bekanntheitsgrad der Marke Lindner.

Dazu kommt ja bestenfalls noch ein Miles&More-Effekt, den wir vom Fliegen kennen: Bei der Auswahl eines Hotels für mich und meine Mitarbeiter wähle ich dann doch lieber das Unternehmen, in dem ich schon Karten habe?

Lindner: Dieser Aspekt ist natürlich auch beabsichtigt.

Doch dabei können auch Sie nicht auf den gesetzlichen Beipackzettel verzichten, auf dem steht: „Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen“. Wie wollen Sie die versprochene Teilhabe am Erfolg der Marke Lindner garantieren?

Lindner: Unsere Investoren kennen uns seit langem als erfolgreiche familiengeführte Hotelgesellschaft. Sie sind von dem Produkt überzeugt, das schafft Vertrauen.

Welche neuen Hotel-Projekte sind bei Lindner in der Planung?

Lindner: Wir investieren weiter in unsere Zweitmarke me and all hotels. Im August wird das zweite Haus in Düsseldorf eröffnet, an der Hansa-Allee, weitere folgen in Hannover, Kiel, Stuttgart und Ulm. Dann planen wir noch vier Resorts an der Ostsee.

Wie schätzen Sie den Düsseldorfer Hotelmarkt ein? Kurz vor der Eröffnung Ihres ersten me-and-all-hotels  haben Sie gesagt: Wir brauchen nicht neue Kapazitäten, sondern neue Konzepte. Wie sehen Sie die Lage heute?

Lindner: Um all die neuen Betten zu füllen, die zurzeit in Düsseldorf geplant sind, bräuchten wir im Jahr 1,8 Millionen mehr Besucher. Da habe ich so meine Bedenken.
Es reicht heute eben nicht mehr, Betten anzubieten. Ein Hotel muss auch Instagram-tauglich sein, und Düsseldorf muss als Reiseziel, vor allem von Donnerstag bis Sonntag noch attraktiver werden. Deshalb begrüße ich auch Projekte wie die geplante Dauerspielstätte des Cirque du Soleil oder die Großkonzerte an der Messe.

In welchem Hotel haben Sie ihren letzten Urlaub gemacht und in welchem ihren nächsten geplant?

Lindner: Ich bin 160 Tage im Jahr in einem Hotel. Deshalb gehe ich privat nicht auch noch in eines. Da könnte ich nicht abschalten.