Basketball: Starke Aufholjagd der Giants
In der letzten Sekunde versenkt Brent Bailey einen Freiwurf zum Sieg über Köln.
Düsseldorf. Seine Stimme klingt Reibeisen-rauh. Brent Bailey ist heftig heiser, könnte Hauptdarsteller in einem Western-Film sein. "Ich musste eine Menge schreien, um die Jungs anzufeuern", sagt der Giants-Basketballer. Kein Wunder, die Reisholzer Halle steht vorher minutenlang Kopf.
Die meisten der 3300 Zuschauer hält es in den letzten fünf Minuten nicht auf den Sitzen, und am Ende feiern sie das kaum für möglich gehaltene 69:68 (20:52) zum Bundesliga-Auftakt gegen die Köln 99ers. Dank Bailey, der in einem irren Finale die Nerven behält.
Die Mannschaftskollegen stürzen beim Abpfiff auf den Top-Werfer (21 Punkte) zu, begraben den 2,02-m-Mann unter sich und folgen ihm nachher auf die Ehrenrunde.
Doch der Reihe nach: Die Kölner starten furios in die Begegnung, Robert Turner und der kurzfristig verpflichtete Nationalspieler Guido Grünheid räumen unter dem Korb alles ab. Die Giants-Riesen Todd Hendley (mit Nasenmaske, gibt früh auf) und Logan Kosmalski bekommen kaum einen Stich.
"Wir sind einfach nicht ins Spiel gekommen", sagt Mannschaftskapitän Gordon Geib, "wir haben in der Verteidigung dumm-aggressiv gespielt." Die erwartungsfroh gekommenen Zuschauer verstummen, die rund 100 Kölner Fans haben stimmgewaltig das Sagen.
Trainer Achim Kuczmann schwört seine Mannschaft in der Pause darauf ein, dass trotz 22-Punkte-Rückstands noch was drin ist. "Vielleicht waren einige von der Kulisse zu sehr beeindruckt", vermutet Kuczmann. Nach der Pause läuft es anders vor den mit zahlreichen türkis-weißen Kappen und Fahnen geschmückten Zuschauern.
Stück für Stück arbeiten sich die Gastgeber zurück ins Spiel, in der Pause vor dem vierten Viertel beschwören die Giants-Live-Band den "Highway to hell". Und die Basketballer machen sich auf zum Höllenritt, fünf Minuten vor Schluss öffnen sie die Deckung. Der erhöhte Einsatz lohnt sich: TJ Carter und Pete Campbell treffen von der Drei-Punkte-Linie, die Giants machen 15 Zähler in Folge (66:67).
Die Kulisse ist da, die Zuschauer stehen, und Brent Bailey gelingt der Ausgleich (68:68).
Dann folgt das irre Finale: Spielmacher Matt Lottich leistet sich ein unsportliches Foul an Kölns Tibor Pleiß, das mit zwei Freiwürfen und Ballbesitz für die Kölner bestraft wird. Doch dem 19-Jährigen versagen anderthalb Minuten vor Schluss die Nerven, beide Freiwürfe gehen daneben, und seine Mannschaftskollegen verlieren schnell den Ball.
Auf der anderen Seite muss Grünheid mit dem fünften Foul vom Feld, Bailey geht 5,7 Sekunden vor Schluss an die Freiwurflinie. Der erste daneben, der zweite sitzt, die Giants haben das Spiel gedreht.
"Ich weiß nicht wo ich anfangen soll", sagt Kapitän Geib überglücklich, "ich bin einfach froh, dass wir das Derby gewonnen haben." Bailey nennt den Zusammenhalt des Teams als Schlüssel zum Erfolg und nicht zuletzt die Kulisse: "Die Atmosphäre war einfach großartig."
Eine Wiederholung ist erwünscht am 4. Oktober gegen Ulm (18.30 Uhr), doch vorher steht am Sonntag das Spiel in Bremerhaven (16 Uhr) auf dem Spielplan. Da können die Giants den nächsten Schritt machen.