Basketball „Der WM-Sieg wird schnell vergessen“

Düsseldorf · Düsseldorfs Basketballer sind skeptisch, dass es nach dem Erfolg des deutschen Nationalteams einen noch größeren Boom gibt als ohnehin schon. Das Problem sind fehlende Hallenzeiten und der Mangel an Geld.

Tim Brückmann (l.) in einem Regionalligaspiel gegen  Stürzelberg.

Tim Brückmann (l.) in einem Regionalligaspiel gegen  Stürzelberg.

Foto: RP/Ralph-Derek Schröder

Mit ihrer Leidenschaft, ihrem großen Kämpferherz und ihrem absoluten Teamgeist hat die deutsche Basketball-Nationalmannschaft ganz (Basketball-)Deutschland verzückt. 4,63 Millionen Zuschauer verfolgten das WM-Finale im ZDF. Nach dem historischen Triumph lautet die spannende Frage nun: Kann der Erfolg von Kapitän Dennis Schröder und Co. einen Basketball-Boom auslösen?

Tim Brückmann, langjähriger Trainer und Spieler bei der TG 81, ist da skeptisch. „Für die Basketball-Bubble in Deutschland ist der WM-Sieg ein Riesenergebnis, für die breite Öffentlichkeit ist er aber nicht wichtig oder er wird schnell wieder vergessen werden.“ Als Riesen-Basketball-Fan schnappte er sich nach dem Triumph seine Kinder und machte mit ihnen eine Ehrenrunde über die Kö. Ein Autocorso mit schwenkenden Deutschland-Fahnen war dort aber nicht zu sehen. Nicht nur deshalb glaubt er, „dass durch den WM-Erfolg kein wirklicher Ruck zu spüren sein wird“. Immerhin: Anfragen bekomme er ständig. „Die Nachfrage, ob wir noch freie Plätze in den Mannschaften haben, ist bereits vorhanden. Trainer haben wir auch, nur ist die Hallensituation ein großes Problem.“

Das bestätigt Abdelhadi „Eli“ Saou, Sportlicher Leiter der ART Giants: „Wir hatten bereits vorher einen Riesenzulauf. Was uns fehlt, sind Trainer und finanzielle Mittel. Ich würde mir wünschen, dass sich einige Sponsoren, die im Fußball aktiv sind, anderen Sportarten widmen.“ Er ist überzeugt, dass die Basketballvereine doppelt so viele Mitglieder haben könnten. „Es fehlen aber Trainer und Trainingsorte.“ Ein Aha-Erlebnis war für ihn das Public Viewing am Sonntag. „Wir hatten wieder unser alljährliches U14-Turnier, das am Mittag beendet war. Einige Gastmannschaften sind geblieben und so waren wir beim WM-Finale über 200 Zuschauer. Das war ein tolles Event mit einer super Stimmung“, schwärmt Saou. Er hofft, dass das Interesse der Zuschauer am Basketballsport weiter steigt.

Ein Klub, der seit Jahren boomt, ist Tusa 06. Mit knapp 400 Mitgliedern gehört Tusa zu den 50 größten Basketballvereinen in Deutschland. Jerry Sommer, Leiter der Basketballabteilung, durfte in dieser Saison 23 Mannschaften, darunter 19 Jugendteams, melden. Auch hier begann der Boom nach den ersten Corona-Lockerungen. In den letzten Jahren habe sich die Mitgliederzahl der Kinder und Jugendlichen verdoppelt. „Wir haben auch jetzt sehr viele Anfragen und versuchen, so viel wie möglich zu realisieren“, so Vladimir Platonov, Trainer des Herren-Landesligateams von Tusa. Auch hier sind die Hallensituation und die fehlenden Trainer stetige Themen.

Die Capitol Bascats, die sich dem Mädchen- und Damenbasketball widmen, kennen ebenfalls nur eine Richtung: nach oben. Allein über 330 Mädchen sind aktuell im Verein, Tendenz steigend. In den Altersklassen U12 und U10 ist der Verein so reich bestückt, dass er sogar eigene Bascats-Ligen ins Leben gerufen hat.