Ein altes Basketball-Märchen
Jubiläum: DJK Agon 08 wird 100 Jahre alt. Die Glanzzeiten des Vereins liegen schon länger zurück.
Düsseldorf. Wenn die jüngeren Düsseldorfer heute den Vereinsnamen DJK Agon 08 hören, denken die meisten wohl an die Fußballer, die im Mittelmaß der Kreisliga A versunken sind. Zugegeben, die Fußball-Abteilung mag zahlenmäßig die stärkste der Agoner sein, doch die bedeutungsvollste ist sie damit noch lange nicht. Zumindest nicht aus historischer Sicht.
Denn gerade jetzt, zum 100-jährigen Bestehen des Klubs aus Mörsenbroich, erinnern sich die älteren Semester und Kenner von Agon08 gerne an glorreiche Basketball-Zeiten zurück. Die Schwarz-Weißen sind bis heute deutscher Rekordmeister im Frauen-Basketball. Fast 15 Jahre lang dominierte der Düsseldorfer Klub auf nationaler Ebene und erregte auch europaweit Aufsehen.
Insgesamt elf deutsche Meisterschaften und acht Pokalsiege stehen für Agon zu Buche. Seinen Anfang nahm das Basketball-Märchen von Mörsenbroich zu Beginn der siebziger Jahre. Das Sport- und vor allem Basketball-begeisterte Ehepaar Walter und Mathilde Breuer begann mit dem Aufbau einer weiblichen Jugend-Abteilung, die schon bald zur deutschen Elite gehörte. "Mathilde Breuer rekrutierte als Sportlehrerin die besten Spielerinnen aus den Schulen und brachte sie zu Agon", erinnert sich Siegfried Teuber, damals im Management der Korbjägerinnen tätig.
Der erste Bundesliga-Ausflug der ersten Damen-Mannschaft war 1973 schnell wieder vorbei, doch beim zweiten Anlauf zwei Jahre später gewann sie sofort den Meistertitel. "Dann stiegen Joseph Franken und später ein japanischer Computerhersteller als Sponsoren ein, und wir zogen das Ganze professionell auf", so der heute 70-jährige Teuber. Von 1980 an war Agon 08 das, was der FC Bayern München in der Fußball-Bundesliga ist: Das Maß aller Dinge.
Zehn Mal in Folge Deutscher Meister und zugleich acht Mal Pokalsieger. "Wir holten sogar Spielerinnen aus Übersee. Unser Kader war gespickt mit Nationalspielerinnen und Olympia-Teilnehmerinnen", sagt Teuber, der noch heute davon schwärmt, wie das Team des damaligen Trainergespanns Tony di Leo und Klaus Greulich die Gegnerinnen vor 800 und mehr Zuschauern aus der Halle des Rückert-Gymnasiums fegte.
International fanden die Basketballerinnen von Agon 1983 und 1986 erst im Europacup-Finale im italienischen ACVicenza ihren Meister. Sogar im Guinness-Buch der Rekorde ist die DJK Agon 08 heute noch zu finden. 136 Spiele hintereinander schaffte es in Pokal und Meisterschaft keine Mannschaft, die Mörsenbroicherinnen zu besiegen - wahrhaft rekordverdächtig.
Aber wie das mit Märchen nun einmal so ist, finden sie irgendwann ein Ende. Und für Agon war es leider kein gutes. Die Sponsoren zogen Ende der achtziger Jahre ihr Geld, und der Verein notgedrungen die Mannschaft zurück. Dazu wurde eine eine Steuerrückzahlung von 180000 Mark fällig. Von da an ging es abwärts. Eine Basketball-Jugendabteilung oder einen aktiven Spielbetrieb sucht man bei Agon heute vergebens. Lediglich die Alten Herren werfen noch ein paar Körbe, aber nur zum Spaß.
Trotz dieses jähen Endes blickt Siegfried Teuber nicht im Zorn zurück: "Wir hatten eine wunderschöne Zeit, das ist doch das Wichtigste." Und beim Blick zurück in die 100-jährige Geschichte von Agon 08, sei zum Abschluss und zur Ehrenrettung der Fußballer nicht vergessen, dass diese durch ein 2:1 über Frankfurt-Bürgen 1924 immerhin die Westdeutsche Meisterschaft erringen konnten.