Fußball-Autor und Weltenbummler

Jung Ho Bae lebt seinen Traum als Trainer beim VfL Benrath. Seinen Südkoreanern traut er heute bei der WM nicht viel zu.

Foto: privat

Jung Ho Bae erfüllt sich in Benrath seinen Traum. Der Südkoreaner wollte schon immer einmal als Fußballtrainer in Deutschland arbeiten. Beim VfL Benrath bekommt er die Gelegenheit dazu. Seit etwas mehr als einem halben Jahr kümmert sich Bae um die C-Jugend der Schlossstädter. Was nicht etwa eine nette Geste des Vereins ist, die VfL-Talente profitieren vom Erfahrungsschatz des weitgereisten Sportlehrers. Der 54-Jährige hat nicht nur bereits in Neuseeland als Fußballdirektor gearbeitet, ganz nebenbei hat er in Asien auch neun Bücher über seinen Lieblingssport veröffentlicht.

Dass sich Bae in diesen Tagen auch intensiv mit der Weltmeisterschaft und speziell mit dem heutigen Spiel der deutschen Elf gegen Südkorea beschäftigt, versteht sich von selbst. Seinen Landsleuten traut er in der Partie gegen den Titelverteidiger heute Nachmittag (16 Uhr, ZDF) aber nicht allzu viel zu, auch wenn ihn die Auftritte der DFB-Auswahl im bisherigen Turnier noch nicht restlos überzeugt haben. „Sie haben vor vier Jahren in Brasilien offensiv gespielt, viele Tore erzielt und verdient gewonnen. Bei dieser WM folgt die deutsche Mannschaft dem allgemeinen Trend und legt Wert auf Ballbesitz. Dadurch wird das Spiel langsam, der Gegner bekommt Zeit, sich zu sortieren“, sagt Bae.

Dass sich das südkoreanische Team genau dies zunutze machen und dem hohen Favoriten ein Bein stellen kann, ist für den Fachmann aber kaum vorstellbar: „Südkorea wird die eine oder andere Konterchance haben, aber die deutsche Auswahl wird mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen.“

Da wird ihm niemand widersprechen wollen. Denn die Südkoreaner haben zu wenig aus dem Schwung der Heim-WM 2002 gemacht. Für Jung Ho Bae liegen die Gründe auf der Hand, warum es Südkorea nach dem Halbfinaleinzug im eigenen Land — damals schieden die Koreaner mit 0:1 gegen Deutschland aus — nicht gelungen ist, Anschluss an die großen Fußballnationen zu knüpfen. „In Südkorea versucht man sich zwar seit jeher, an Deutschland zu orientieren. Aber die Trainingsmethoden sind immer noch altmodisch. So können sich die Talente nicht entwickeln.“

Inzwischen haben auch die südkoreanischen Nachwuchsspieler erkannt, dass sie in der Heimat sportlich nicht weiterkommen. Schon in jungen Jahren zieht es immer mehr von ihnen nach Brasilien, Spanien oder Deutschland, um dort zum Teil auch in unteren Ligen zu spielen. „In diesen Ländern ist die individuelle Förderung am besten“, weiß Bae. Auch in der ersten Mannschaft des VfL Benrath spielt mit Choi Seungjae ein junger Südkoreaner. Jung Ho Bae ist überzeugt davon, dass der südkoreanische Einfluss durchaus bereichernd für den hiesigen Fußball sein kann. „Wir Südkoreaner sind auf dem Trainingsplatz fleißig und diszipliniert. Diese Tugenden versuche ich auch meinen Spielern in Benrath einzuimpfen“, erklärt der erfahrene Coach.

Wie weit es mit diesen Eigenschaften und dem nötigen Talent gehen kann, beweist Heung Min Son. Der inzwischen für Tottenham Hotspur spielende Ex-Leverkusener ist der Topstar in der südkoreanischen Nationalmannschaft. Doch auch dessen Teamkollegen Jae-song Lee traut Bae den Sprung nach Europa zu. „Er ist ein technisch starker Mittelfeldspieler, den ich mir auch gut bei Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga vorstellen könnte.“