Fußball: Die Reisen des Thomas Flath

Als Trainer des Nepal gibt der Düsseldorfer sein Wissen weiter und lernt ebenso dazu.

Düsseldorf. Wenn gerade kein buddhistischer Tempel in der Nähe ist, dann fährt Thomas Flath mit seinen Fußballern zur Morgenandacht eben ans Meer. "Auf den Malediven haben wir eine Bucht gefunden und konnten bei einem besonders schönen Sonnenaufgang beten", sagte Flath, zu dessen Aufgaben es als Nationaltrainer von Nepal gehörte, für sein Team im Vorfeld eines jeden Spiels die Fahrt zu einer heiligen Stätte für das gemeinsame Gebet zu organisieren.

Meist findet diese Zeremonie in von Buddha-Figuren geschmückten Tempeln statt. "Besser als sich an der Playstation auf ein Match mental vorzubereiten", meinte der 43 Jahre alte Düsseldorfer, der zuletzt über zwei Monate die Fußballer am Fuße des Himalaja trainierte und solche Rituale zu schätzen weiß.

Für den Fußball-Lehrer, der früher die A-Junioren-Teams von Fortuna Düsseldorf und dem FCSchalke 04 betreute, sind solche Ausflüge keine Seltenheit. Seit 1995 gehört er mit Unterbrechung einem rund 30-köpfigen Pool von Trainern an, die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) und dem Auswärtigen Amt als Projektleiter ins Ausland entsendet und honoriert werden.

Sie sollen vor allem in Asien, Afrika und Mittelamerika Fußball-Aufbauhilfe leisten. "Der DFB pflegt seit gut 30 Jahren diese bilateralen Beziehungen und hat deshalb eine weltweit hohe Anerkennung", berichtete Flath, der von 2004 bis 2007 Nachwuchs-Abteilungsleiter der Asiatischen Fußball-Konföderation (AFC) war.

Über das Angebot, in diesem Sommer für zwei Turniere das Nationalteam Nepals zu betreuen, musste Flath nicht lange nachdenken. Obwohl in Nepal nach vielen Jahren des Bürgerkriegs und einer weiterhin schwierigen politischen Situation zu diesem Zeitpunkt Wahlen anstanden, sei die Motivation größer als das Risiko gewesen. Weltenbummler Rudi Gutendorf hatte bereits mehrfach in Nepal gearbeitet und gute Vorarbeit geleistet.

Nepal steht zwar nur auf Platz 183 der Fifa-Rangliste, und wegen diverser Streiks ruht seit einem Jahr der Ligabetrieb. Doch das Klischee, dass ein Trainer in dem Gebirgsstaat erstmal die Bälle aufpumpen muss, stimmt schon lange nicht mehr. "Die haben sogar Tore in den richtigen Maßen", meinte Flath schmunzelnd. Nur diverse Powerpoint-Präsentationen zur Einübung des taktischen Verhaltens aus Düsseldorf nahm er mit, ansonsten bekam er alle modernen Trainings-Utensilien gestellt.

Neu ausrichten musste Flath aber den Menüplan, denn bis zu seiner Ankunft ernährten sich die Sportler anstatt von Obst und Gemüse vorwiegend von Hähnchenkeulen und Hamburgern. Die Umstellung von Hotdogs auf Kohlenhydrate und das gezielte Einüben von offensiven Spielzügen sei alles andere als ein Kulturschock gewesen.

"Wenn man den Menschen unter Berücksichtigung ihrer kulturellen Werte solche Dinge respektvoll erklärt und sie selbst merken, dass sie das weiterbringt, nehmen sie die Veränderungen gerne an", sagte Thomas Flath. Er habe eine regelrechte Begeisterung entfachen können.