Makler wittern Morgenluft
Die Branche hofft, dass der OB das Versprechen von 3000 neuen Wohnungen jährlich wahrmacht. Die Ampel steht offenbar vor einer Einigung.
Düsseldorf. Der Düsseldorfer Maklerbranche geht es zurzeit nicht gerade blendend. Die niedrigen Zinsen drücken aufs Gemüt — weil zum Teil auch aufs Geschäft. Grund: Wer eine Immobilie hat, der hält sie in der Hoffnung auf Wertsteigerung oberhalb des Leitzinsniveaus.
Im Vergleich zu früheren Jahren sind deshalb vergleichsweise wenig Objekte auf dem Markt. Doch nach der OB-Wahl hellt sich nun die Stimmung merklich auf: Denn der neue Stadtchef Thomas Geisel hat das Ziel formuliert, jedes Jahr 3000 neue Wohnungen zu bauen, um der Mietpreissteigerung entgegenzuwirken. Da wittern die Makler Morgenluft.
Aus Sicht von Jörg Schnorrenberger, Vorsitzender der hiesigen Abteilung des Rings Deutscher Makler, können dafür auch Freiflächen zugebaut werden. „Der Platz in der Innenstadt ist endlich.“ Zwei Dinge müsse die Stadt daher tun: Quartiere in den Außenbezirken wie Rath oder Garath gezielt aufwerten und entwickeln — und Freiflächen zubauen.
Schnorrenberger hat dabei keine Scheuklappen. Der Stadtnorden ist für ihn ebenso ein potenzielles Areal für größere Wohnbauprojekte wie Lörick (dort insbesondere die Fläche, die einst fürs Olympische Dorf im Gespräch war), aber auch Hamm. Ex-OB Dirk Elbers hatte dies stets abgelehnt und die Wichtigkeit der
Freiflächen betont. Doch nun scheint der Weg frei. SPD-Chef Andreas Rimkus und Geisel selbst hätten ihn um Rat gefragt, berichtet Schnorrenberger, „da habe ich ihnen den Markt erklärt“. Und: „Ich denke, der Thomas geht da sehr offen an die Fragen.“ Der OB habe 3000 gesagt, „daran muss er sich in sechs Jahren messen lassen“.
Grundsätzlich sei es so, dass die Mieten und Preise für einfache Objekte immer noch ansteigen. Nur im Premiumbereich seien sie rückläufig. Grund dafür: Es seien in den vorigen Jahren „überproportional viele Luxuswohnungen“ gebaut worden. Wie die aktuellen Mieten und Kaufpreise in Düsseldorf aussehen, zeigt die Grafik rechts.
Damit mehr gebaut wird, brauche es auch mehr Flexibilität von den Behörden, meint Schnorrenberger. Das Bauamt müsse personell aufgestockt werden, damit Bauanträge schneller bearbeitet werden können. Der Stellplatzschlüssel — wonach bei allen Bauprojekten eine bestimmte Zahl an Parkplätzen vorgesehen werden muss — solle in der City abgeschafft werden.
Was die Debatte um das Handlungskonzept Wohnen angeht, hält sich Schnorrenberger zurück. Vor der Wahl hatte die CDU mit FDP und Grünen beschlossen, dass bei großen Bauprojekten 20 Prozent Sozialwohnungen und 20 Prozent preisgedämpfter Wohnungsbau (bis zu zehn Euro pro Quadratmeter) festgeschrieben werden. Es sei ein „richtiges Instrument“, gleichzeitig bemängelt Schnorrenberger, dass es bei kleineren Projekten nicht greift.
Geisel hatte angekündigt, er strebe eine 30-Prozent-Quote für geförderten Wohnungsbau an. Aus den laufenden Koalitionsgesprächen von SPD, Grünen und FDP ist nun zu hören, es gebe eine denkbare Kompromisslinie: Demnach wird das Handlungskonzept weiter entwickelt. Die beiden 20er-Quoten bleiben. Darüberhinaus aber sei in bestimmten Quartieren der Bau zusätzlicher Sozialwohnungen denkbar.