Düsseldorf Markus Weske will das zweite Wunder
Bei der letzten Landtagswahl holte er überraschend den Wahlkreis.
Düsseldorf. Je weiter nördlich, desto schwärzer wird die Stadt. Das Landhaus Freemann in Kalkum steht auf absolut feindlichem Territorium, in der Nachbarschaft sind nur Plakate seines Konkurrenten Olaf Lehne zu sehen. Egal, schließlich hat Markus Weske prominente Wahlkampfhelfer im Gepäck: Sportreporter-Legende Manni Breuckmann und NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans sind gekommen, um den Diplom-Pädagogen für die SPD zum zweiten Wunder zu verhelfen. Denn der Wahlkreis im Norden gilt bei den Sozialdemokraten als hoffnungsloser Fall. Trotzdem holte Weske das Mandat bei der letzten Wahl mit 600 Stimmen Vorsprung: „Damit hat keiner gerechnet. Selbst meine Frau nicht. Die hat mich gefragt, warum tust du dir das an?“
Am Sonntag will der 47-Jährige die Überraschung zum zweiten Mal schaffen. „Ich setze auf den Weske-Effekt. Beim letzten Mal haben mich die Leute gewählt, weil sie mich nicht kannten. Diesmal wählen sie mich, weil sie mich kennen“, ist er überzeugt. Und geht in seinem Wahlkreis auch gern Klinken putzen. Die Gespräche an der Haustür sind freundlich, aber kurz. Hinein gebeten hat den Kandidaten noch niemand: „Dazu habe ich auch gar keine Zeit. Aber die Menschen freuen sich, wenn ich ihnen einen Kugelschreiber schenke.“ Ein Politiker, der sich nicht so ernst nimmt und einen besonderen Humor hat. Es sind Trümpfe, die Weske in die politische Waagschale werfen kann.
Mit Breuckmann und Borjans füllt Weske den Saal. Kein Zufall, denn der Landtagsabgeordnete arbeitet im Haushalts-, Finanz- und Sportausschuss mit. Darum geht es an dem Abend, an dem später das Fernsehduell der beiden NRW-Spitzenkandidaten gezeigt wird, auch um Fußball und Finanzen. Die beiden spielen dem zweifachen Vater die Bälle zu. Weske darf bei dem erklärten Schalke-Fan Breuckmann sogar in alten Wunden prockeln und ihn an die tragische Zwei-Minuten-Meisterschaft erinnern. Und danach kündigt Weske das Spitzenduell im extra aufgebauten Fernseher an: „Hannelore Kraft. Und Armin. Arnim...ein Herr Laschet eben.“ Nicht weiter wichtig. Hauptsache, die Menschen kennen Markus Weske. „Mein Wahlkreis ist wie NRW in Miniatur. Er reicht von der Altstadt bis zur Stadtgrenze nach Duisburg“, sagt der 47-Jährige, „da sind Industrie-Betriebe wie Mercedes, ländliche Gebiete, es gibt den Flughafen oder die Diakonie mit 2000 Beschäftigten. Nur keine Zeche.“ Die gibt im Rest des Landes bald auch nicht mehr. Wer hier das zweite Wunder schafft, der kann vielleicht auch NRW in groß..