Türkei-Urlaub Meer verseucht: Ganze Familie erkrankte

Eltern und ihre drei Kinder hatten Durchfall. Eine defekte Kläranlage wurde angeblich schon Tage vorher repariert. Reiseveranstalter soll Testberichte vorlegen.

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Düsseldorf. Sogar bis ins Fernsehen schaffte es der „Hotel-Skandal“ von Side an der türkischen Riviera. Weil eine Kläranlage defekt war, flossen Abwässer ungeklärt ins Meer. Zahlreiche Urlauber sollen durch die Bakterien erkrankt sein. Eine fünfköpfige Familie klagt jetzt vor dem Zivilgericht gegen den Reiseveranstalter Alltours und fordert 3790 Euro zurück, darunter auch 1800 Euro „Schmerzensgeld“.

3818 Euro hatten die Eltern für den Urlaub in der Türkei bezahlt. Doch schon der Hinflug war ein Geduldsspiel. Der Flieger startete mit mehr als neun Stunden Verspätung. Damit war der erste Ferientag praktisch dahin.

In Side angekommen, nahm das Unglück seinen Lauf. Sowohl die Eltern als auch ihre drei Kinder im Alter von fünf, neun und achtzehn Jahren erkrankten an Durchfall. Die Mutter erwischte es so schwer, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Erst danach erfuhren die Urlauber, dass noch wenige Tage vor ihrer Anreise vor dem Baden im Meer gewarnt wurde. Denn das Wasser war durch Fäkalien verschmutzt, weil die Pumpe einer Kläranlage ausgefiel. Entsprechende Schilder, die dazu rieten, lieber im Hotel-Pool zu schwimmen, hatte man aber inzwischen wieder entfernt.

Der Anwalt von Alltours räumte ein, dass es in der Anlage Probleme gegeben hatte. Am 13. August vergangenen Jahres sei gemeldet worden, dass eine Pumpe der Kläranlage defekt sei: „Noch am gleichen Tage wurde die Anlage repariert.“ Danach habe man die Hotelgäste auch umgehend gewarnt.

Fünf Tage später seien dann von den türkischen Behörden Messungen durchgeführt worden. Die hätten ergeben, das keine gesundheitsgefährdenden Bakterien mehr gefunden wurden. Die Familie sei erst am 31. August angereist. Darum könne man ausschließen, dass die Erkrankung durch die defekte Kläranlage verursacht wurde.

Dem Gericht reichte das aber nicht. So soll Alltours die Messergebnisse vorlegen. Das sei aber bei türkischen Behörden sehr schwierig, erklärte der Anwalt des Unternehmens. Auch die Idee, die Chef-Reiseleiterin als Zeugin vorzuladen, wurde verworfen. Angeblich gibt es für türkische Reiseleiter ein Ausreiseverbot, wenn sie in Deutschland als Zeugen vor Gericht geladen sind.

Die Familie fordert 2290 Euro des Reisepreises und weitere 300 Euro pro Person als Schmerzensgeld von Alltours. So viel Geld wird es aber vermutlich nicht geben. Der Amtsrichter schlug vor, dass der Reiseveranstalter 750 Euro zahlen soll. Am 30. September soll es ein Urteil geben, wenn der Vergleich nicht zustande kommt.