Integration in Düsseldorf Stadt ist mit Integration geflüchteter Kinder zufrieden
Düsseldorf · Die meisten Kinder integrieren sich rasch. Aber es gibt auch problematische Fälle. Beim Umgang mit den Geflüchteten ist Sensibilität gefordert. Manche haben Heimweh, andere Angst um den kämpfenden Vater.
Die Stadt zieht bei der schulischen Integration ukrainischer Kinder und Jugendlicher eine positive Zwischenbilanz. Danach besuchen inzwischen mehr als 1300 Jungen und Mädchen eine Düsseldorfer Schule. Vermittelt wurden sie in aller Regel über das Kommunale Integrationszentrum (KI). Bis zu den Ferien war an Grundschulen auch eine direkte Anmeldung möglich.
„Wir haben uns dafür entschieden, die Kinder ab der dritten Stunde gemeinsam mit allen anderen zu unterrichten, damit frühzeitig Freundschaften und Bindungen entstehen können“, sagt Birgit Nösser, Leiterin der katholischen Grundschule an der Fuldaer Straße in Eller. Nur in den ersten beiden Stunden blieben die Kinder unter sich, um gemeinsam Deutsch zu lernen. Nösser spricht von einem „Drehtürmodell“, das besonders geeignet sei, soziale Kontakte rasch aufzubauen. Grundsätzlich haben Schulen in Düsseldorf die Wahl: Neben dem in Eller gewählten Modell sind auch separate Seiteneinsteigerklassen möglich. Hier werden die Kinder – je nach Lernfortschritt – dann erst nach und nach in den Regelunterricht überführt.
Für eine sofortige Teilnahme am Regelunterricht hat sich auch Alexander Schrimpf, Leiter der Werner-von-Siemens-Realschule in Düsseltal, entschieden. Neun ukrainische Kinder wurden bei ihm vor den Ferien in den Klassen 5 bis 9 unterrichtet. Sieben von ihnen machen gute Lernfortschritte und nutzen den gemeinsamen Unterricht für Kontakte und Freundschaften. „Sie haben schnell verstanden, dass die Sprache der zentrale Schlüssel ist, mit dem man eine Zukunft aufbauen kann“, sagt der Pädagoge. Die anderen beiden Kindern täten sich dagegen schwer. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um Kriegskinder handelt und Traumata eine Rolle spielen“, meint Schrimpf, dessen Schule auch von Heranwachsenden aus den besonders hart umkämpften Städten Irpin und Mariupol besucht wird.
Fälle nicht mit denen
aus 2014/2015 vergleichbar
Erschwerend kommt nach Einschätzung des Schulleiters hinzu, dass im Unterschied zu den Geflüchteten von 2014 und 2015 die meisten ukrainischen Kinder bis Ende Februar ein gut sortiertes, durchaus bürgerliches Leben geführt hätten – mit guter Wohnung, Auto und Urlaub. „Sie haben all das über Nacht verloren und müssen nicht selten mit der Angst leben, dass der Vater über Nacht im Krieg stirbt“, sagt Schrimpf.
Auch bei Birgit Nösser tut sich eines von fünf geflüchteten Kindern schwer mit der neuen Umgebung. „Es möchte – wie seine Mutter – einfach nur zurück in die Heimat und lehnt deshalb vieles ab, was die Integration hier in Düsseldorf weiter voranbringen könnte“, meint die Pädagogin.
Von Beginn an wurden die Lehrer, die im Frühjahr über die Aufnahme der Kinder zu entscheiden hatten, vom Kommunalen Integrationszentrum unterstützt. „Dies war auch dringend notwendig, da wir alleine im Monat Mai 780 Anrufe und mehr als 1000 E-Mails erhalten haben. Gemeinsam mit dem Schulamt konnten wir in kürzester Zeit alle Kinder vermitteln“, sagt KI-Leiterin Anna-Maria Weihrauch. Eine wichtige Rolle habe dabei ein eigens entwickeltes digitales Formular gespielt. „Wir konnten die Abläufe so deutlich beschleunigen“, meint Weihrauch.
Wie wichtig eine zielgenaue Beratung ist, erläutert Schuldezernent Burkhard Hintzsche an einem Beispiel: „Die meisten Eltern wünschen sich für ihr Kind ein Gymnasium, ein solcher Quereinstieg mit nur wenigen Deutschkenntnissen kann aber schnell zum Scheitern führen. Wir erklären dann, dass der geeignetere Weg über ein Berufskolleg genauso gut zum Abitur und letztlich zum Studium führen kann.“