Düsseldorf Michael Clausecker ist der neue Rheinbahn-Chef

Michael Clausecker (49) stellt die Weichen in seinem Unternehmen neu — ein Mann für Analyse und gegen Denkverbote.

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Düsseldorf. Der Neue bei der Rheinbahn wirkt erstmal unprätentiös: keine riesigen Visionen, kein Wortgeschäume, keine offensichtliche Blenderei. Bei seinem ersten Auftritt vor Düsseldorfer Journalisten am Donnerstag gibt sich der frisch gebackene Rheinbahn-Chef Michael Clausecker sachlich und souverän, und dabei wirkt er sogar ein bisschen leger.

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Wer also ist der Mann, der Dirk Biesenbach beerbt, der Ende vorigen Jahres ohne großes Aufheben sein Büro geräumt hat — und den Oberbürgermeister Thomas Geisel nicht mehr wollte, weil ihm eine Wachstumsstrategie für die Rheinbahn fehlte? Dass er eine solche hat, macht Clausecker schon am Anfang des Gesprächs klar: Er kündigt eine „detaillierte Mobilitätsanalyse für Düsseldorf und Umgebung“ an.

Dabei sollen die Verkehrsbeziehungen bis in kleinräumige Bereiche analysiert werden: Wer fährt wann warum wohin? Diese Frage zu beantworten sei „eine solide Marketingaufgabe, die wir mit der Stadt und den Nachbarkommunen erledigen wollen“. Auf Basis dieser Daten könne man eine Prioritätenliste erarbeiten. Fragestellung: Auf welchen Strecken wären Netzergänzungen am sinnvollsten?

Dieser Prozess werde anderthalb bis zwei Jahre dauern. Womit auch klar ist, dass mit großen Veränderungen im Netz und in der Fahrzeugausstattung nicht zu rechnen ist. Das ist freilich keine Überraschung: Aktuell hat die Stadt noch hinreichend damit zu tun, die Investitionen in die Wehrhahn-Linie zu verdauen. Netzergänzungen sind eine Frage von Jahren.

Dass Michael Clausecker dabei „keine Denkverbote“ kennt, zeigt sich im Verlauf des Gesprächs: Die von Geisel vorgebrachte Idee einer Seilbahn vom Staufenplatz nach Knittkuhl etwa findet er „nicht abwegig“: „In vielen Regionen der Welt ist die Seilbahn ein überraschend erfolgreiches Verkehrsmittel. Sie wäre flott realisierbar und viel billiger als eine U-Bahn.“

Eine seiner ersten Entscheidungen war es, eine laufende Ausschreibung für 80 neue Busse (Wert: ca. 20 Millionen) zu stoppen. Er will die Investition genau überprüfen. Ein Gedanke dabei ist, das Profil der Schnellbuslinien zu schärfen: Die fahren aus dem Umland in die Stadt — und sollen (laut städtischem Nahverkehrsplan) in Orten, wo es keine Schienenanbindung gibt, ausgebaut werden (z.B. nach Neuss-Rosellen, Zons oder Ratingen-Homberg). Clausecker meint: „Es kann sinnvoll sein, solche speziellen Angebote auch mit einem eigenen Fahrzeugtyp zu bestücken.“

Auch sonst wird der neue Rheinbahn-Chef einiges anders machen. Ob er sich etwa einen Dienstwagen anschafft, ist längst nicht raus: „Bei einem meiner vorigen Jobs habe ich den Dienstwagen nach vier Monaten wieder abgeschafft, weil ich lieber mit S-Bahn oder Motorroller zur Arbeit gefahren bin.“

Zweiräder scheinen übrigens eine private Leidenschaft des gebürtigen Stuttgarters zu sein: „Am liebsten fahre ich Motorrad“, sagt er an einer Stelle des Gesprächs. Und auf die Nachfrage welches, antwortet er: „Ach, ich hab’ so ein paar.“ Das private Auto ist übrigens ein fünf Jahre alter Mercedes-Kombi.

Clausecker ist Vater von fünf Kindern (Alter: fünf bis 22), die aber in Berlin bleiben. Der 49-Jährige hat sich eine Wohnung in Flingern genommen, nahe der Uhlandstraße. Eine Gegend, die er „cool“ findet: „Da kann ich meinen Anzug ausziehen und in Jeans ein Bier trinken gehen. Ob Du vorher als Rheinbahn-Chef gearbeitet hast oder in einem Kiosk, das ist da egal.“