Mit Anlauf und Vorfreude in die goldene Jahreszeit
Der Herbst versüßt uns den Abschied vom Sommer mit vielen Festen und dem prächtigen Farbenspiel der Natur.
Düsseldorf. Der Herbst gehört mit seinen kühlen Temperaturen, den immer kürzer werdenden Tagen und Regen en masse nicht gerade zu den beliebtesten Jahreszeiten. Und dass er sich dieses Jahr schon so früh blicken lässt, verschafft ihm auch kaum Sympathiepunkte. Kleiner Trost: Er liefert uns viele Gelegenheiten, ausschweifend zu feiern und das Leben in vollen Zügen zu genießen. Die gibt es natürlich auch in der Landeshauptstadt, die sich in diesen Tagen gleich auf eine ganze Reihe Festivitäten vorbereitet.
Erstes Beispiel: der Stadtteil Niederkassel. Dort krempeln die Schützen gerade ihre Ärmel hoch, um die Keimzelle aller herbstlichen Feten zu organisieren: die rheinische Antwort auf das Oktoberfest. Zum sechsten Mal kleiden die Sebastianer den Stadtteil in ein blau-weißes Gewand, stellen literweise bayerisches Bier kalt und errichten ein großes Festzelt, in dem rund 2400 Gäste Platz haben. Karten gibt es für die Gaudi am achten Oktober aber keine mehr. „Zwei Tage nach Beginn des Vorverkaufs Anfang Mai waren wir ausverkauft“, berichtet Frank Vossen, Vorsitzender der Schützen. „Unser Oktoberfest ist mittlerweile Kult, die Mehrheit der Besucher erscheint im Dirndl oder in Lederhosen.“
Wer keine Karte mehr erwischt hat, muss den Kopf nicht hängen lassen, Alternativen gibt’s genug. Das Schlösser Quartier Bohème zum Beispiel holt die Wiesn am 17. Oktober mitten in die Altstadt. Auch für Düsseldorfer, die nicht bis nach München fahren, lohnt es sich also, Dirndl oder Lederhosen als Outfit mal auszuprobieren. Erhältlich sind diese im Rheinland eher ungewöhnlichen Kleidungsstücke zum Beispiel bei Tchibo, im Modeladen Jades an der Heinrich-Heine-Allee oder bei Andrea May, Inhaberin von Landhausmode Klingner an der Himmelgeister Straße 115. „In den vergangenen drei Jahren ging das Geschäft konstant bergauf“, sagt May. „Gerade in Zeiten, in denen regionale Traditionen an Bedeutung verlieren und sich internationale Trends durchsetzen, suchen die Menschen Nischen.“
Vielleicht ein Grund dafür, dass auch andere traditionelle Feierlichkeiten großen Zuspruch erhalten. Nachdem die Bauern im Sommer Feldfrüchte und Getreide geerntet haben, ist im Herbst Zeit für das Erntedankfest. Im ländlichen Stadtteil Urdenbach ziehen Anwohner und Besucher aus der Umgebung zu diesem Anlass schon seit der Nachkriegszeit durch die Straßen — mit geschmückten Wagen, die von Traktoren oder Arbeitspferden gezogen werden. Daran nehmen jährlich bis zu 40 000 Besucher teil, die mitunter sogar aus den Niederlanden anreisen.
In Gerresheim dagegen gilt die Aufmerksamkeit den Freuden, die ein guter Tropfen Wein bereitet. Schließlich stehen in der goldenen Jahreszeit auch die Ernte und das Keltern der Trauben an. Beim „Weinherbst“ vom 9. bis zum 11. September auf dem Gerricusplatz stellen Winzer aus den wichtigsten Anbaugebieten Deutschlands und lokale Händler ihr Produkt vor. „Wir wollen den Besuchern die komplette Palette des Weines zeigen“, sagt Gunther Philipps, Vorsitzender der Werbe- und Interessengemeinschaft.
Und wer irgendwann von der ganzen Feierei die Nase voll hat oder sich gar nicht erst ins Getümmel stürzen will, dem bleibt die Flucht raus in die Natur. Dort bietet sich ein Schauspiel der ganz anderen Art. Schon ab September färben sich die Blätter golden und dunkelrot, Astern-Stauden gedeihen, Steinpilze schießen allerorts nur so aus dem Boden. „Weil unser Forst zu 80 Prozent aus Mischwald besteht, ist das Farbenspiel bei uns besonders prächtig“, schwärmt Manfred Krick vom Gartenamt. Ausgedehnte Spaziergänge seien dementsprechend ein Muss. Um die Wege für solche Unternehmungen freizuschaufeln, sind bald wieder hunderte Hilfskräfte der Stadt im Einsatz, die das Laub abtransportieren. In Büschen und im Unterholz soll es dann eine neue Humusschicht bilden.
Im Wildpark können die Kinder außerdem wieder auf die Suche nach Eicheln und Kastanien gehen, die dann an das Schwarzwild verfüttert werden. Für besonders fleißige Sammler gibt’s sogar eine kleine Belohnung. Insgesamt gilt also: Nicht von Regen und Kälte die Laune verderben lassen. Der Herbst hat eine ganze Menge für uns auf Lager.