Langes Warten auf den Facharzt

Kassenpatienten bekommen teilweise erst in zwei Monaten einen Termin.

Düsseldorf. Das Knie zwickt, die Schulter schmerzt, die Augen werden schlechter: Abhilfe kann nur der Gang zum Facharzt verschaffen. Glücklich kann sich schätzen — so die verbreitete Meinung — wer Mitglied einer privaten Krankenkasse ist. Er wird bei der Terminvergabe bevorzugt behandelt und kommt schneller dran. Der Kassenpatient hat das Nachsehen. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr will das ändern: Wer zu lange warten muss, soll ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Die WZ hat den Test gemacht und bei Düsseldorfer Ärzten nach Terminen gefragt.

„MRT-Termine kann ich erst ab Anfang November vergeben“, sagt die Sprechstundenhilfe einer großen Gemeinschaftspraxis für Radiologie. Auch nach nochmaligem Nachfragen ist kein früherer Termin möglich.

Auch bei einem Hautarzt an der Bilker Allee heißt es: „Termine haben wir erst wieder in vier Wochen.“ Bei einer Unterbilker Augenarztpraxis beträgt die Wartezeit für den Sehtest sogar zwei Monate, allerdings bekommt der Anrufer hier den Hinweis: „Wenn es was Akutes ist, können sie jeden Morgen in die Notfallsprechstunde kommen.“

Karin Hamacher, Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV Nordrhein), sieht den Umgang mit den Kassenpatienten nicht so kritisch wie der Gesundheitsminister: „Das ist ein aufgebauschtes Problem, wer dringend einen Facharzt braucht, bekommt auch eine Behandlung.“ Mit dem Muskelfaserriss wird keiner abgewiesen, schwieriger wird es aber, wenn Kassenpatienten in Eigeninitiative auf Facharztsuche gehen: „Dann kann es dauern, weil die Ärzte generell viele Anfragen haben und akute Fälle erst behandeln.“

Dass Privatpatienten bevorzugt behandelt werden, bestreitet die KV Nordrhein nicht: „Das ist reine Überlebensstrategie, da muss man volles Verständnis haben.“ 18,21 Euro Pauschale bekommt der Augenarzt im Quartal für einen Kassenpatienten, unabhängig davon, wie oft dieser zur Behandlung geht. „Unsere Ärzte behandeln eine Vielzahl ihrer Patienten nahezu kostenlos, wenn sie ihr Budget für das laufende Quartal ausgeschöpft haben“, sagt Dr. Peter Potthoff, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein.

Für den Augenarzt Dr. Eckhard Roth ist die schnelle Behandlung von Patienten eine Frage der Organisation — und Ethik. „Bei mir bekommen Kassenpatienten einen Termin in möglichst ein bis zwei Tagen.“ Das sei auch wichtig: „Die meisten Patienten können nicht abschätzen, ob sie etwas Akutes haben.“