Düsseldorf Musikfan gründet Internet-Sprungbrett für junge Musiker
Online-Musiklabels veröffentlichen ihre Werke ausschließlich im Internet - meistens völlig kostenfrei. Das Düsseldorfer Start-Up „Gzygusk“ setzt dabei auf Newcomer.
Düsseldorf. Es ist eine Situation, die vielen Musikkünstlern besonders am Anfang ihrer Laufbahn begegnet: Man hat eine Vision, möchte ein breites Publikum mit seinen Liedern erreichen — findet aber keinen potenziellen Produzenten und damit auch kaum Abnehmer für die eigenen Werke. Abhilfe verspricht da das Konzept der sogenannten Internet- oder kurz Netlabels: Mithilfe digitaler Veröffentlichungen und einer individuellen Künstlerbetreuung soll besonders unerfahrenen Bands der Start in die Musikwelt erleichtert werden. Im Vordergrund steht dabei sowohl für Produzent als auch Künstler die Freude an der Musik, Downloads stehen oft kostenlos oder auf freiwilliger Spendenbasis zur Verfügung.
Ein Konzept, das auch den Düsseldorfer Studenten Colin Sobtzick (21) neugierig machte: Gemeinsam mit seinem Hamburger Kollegen Lennart Thiem (30) rief er Anfang des Jahres „Gzygusk“ ins Leben — ein Cyberlabel mit Fokus auf junger Musik jenseits des Mainstreams.
Die Grundsteine für das Projekt Netlabel wurden bei Colin Sobtzick aus Angermund bereits in der Jugend gelegt, auf seinem Musikblog „Zolin sagt“ veröffentlicht er bis heute Rezensionen und Kritiken zu musikalischen Veröffentlichungen. Dabei stieß er oft auf Künstler, die in seinen Augen durchaus Potenzial mit sich brachten: „Allerdings fehlt einigen dieser Musiker die Risikobereitschaft, den nächsten Schritt zu gehen — sich auf ein Label einzulassen und mit neuen Menschen zusammenzuarbeiten“, hat Sobtzick beobachtet.
Nun bietet er gemeinsam mit Lennart Thiem eine Plattform, die auf den ersten Blick recht unverbindlich scheint: Zusätzlich zur Single- oder EP-Veröffentlichung kommen zwei weitere Lieder sowie ein Remix. Wie es dann weitergeht, entscheidet man im Kollektiv. Fristen werden dabei nur im Rahmen der Möglichkeiten gesetzt, der Termindruck würde die künstlerischen Freiheiten einschränken.
Trotzdem ist „Gzygusk“, das seinen ungewöhnlichen Namen Sobtzicks Vorliebe für Lautmalerei zu verdanken hat, mehr als ein Hobby: „Unser Ziel ist es, die Düsseldorfer und Hamburger Musiklandschaft um außergewöhnliche Kunst zu bereichern. Und das Internet ist das wichtigste Medium, wenn man auf sich aufmerksam machen will.“
Sieben Bands hat das Start-Up bereits unter Vertrag, das erste Album wird nächsten Monat veröffentlicht. Gearbeitet wird am heimischen Schreibtsich oder in Cafés, die Aufnahmen machen die Musiker in sogenannten „home-recordings“, denn ein eigenes Studio besitzt das Label nicht. Die Frage, ob erste greifbare CD’s in Planung seien, wird schnell verneint: Zwar sei bei einem ersten Labelabend, einem Konzert mit allen unter Vertrag stehenden Bands, „die Stofflichkeit“ des Internetprojekts getestet worden, trotzdem bleibe man zunächst online.
Die Musikstile der Künstler lassen sich keinem strukturierten Schema zuordnen, von Post-Punk bis hin zu experimenteller Elektronik ist alles dabei. Das Prinzip der Willkürlichkeit erklärt der Düsseldorfer Student so: „Wenn wir merken, dass die Musiker mit Hingabe zur Musik dabei sind, ist das Genre erstmal zweitrangig.“ Wichtig sei dabei nur die Bereitschaft, auch mit den anderen Bands zusammenzuarbeiten. Ein großes Künstlerkollektiv entstehen zu lassen, in dem man sich gegenseitig durch Kontakte und Erfahrungen unterstützt, steht an oberster Stelle.
Den Erfolg messen die beiden Musikliebhaber nicht in Profit: Genau wie viele andere Netlabels soll Gzygusk ein ideelles Trittbrett für Newcomer bleiben. Einer Vergrößerung blicke Colin Sobtzick trotzdem positiv entgegen, das Projekt biete auch ihm die Möglichkeit, das Musikbusiness neu für sich zu entdecken.