Nach Explosion bei Cognis: Weitere Anlagen außer Betrieb

Ursache für die Zerstörung der Anlage ist laut Bezirksregierung Materialversagen. Um die Ursache exakt einzugrenzen, werde nun ein Sachverständigen-Gutachten erstellt.

Düsseldorf. Die Explosion, bei der am Donnerstag eine Produktionsanlage der Firma Cognis in Holthausen völlig zerstört und ein Arbeiter verletzt wurde, ist laut Bezirksregierung Düsseldorf „ziemlich sicher auf Materialversagen“ zurückzuführen. Dies habe ein von der Kriminalpolizei eingeschalteter Sachverständiger festgestellt.

Ein Gemisch, das Wasserstoff enthalten habe, sei schlagartig durch ein Leck aus der Fettalkoholanlage entwichen. Anzunehmen sei, dass sich das Gas dabei durch die hohe Energie selbst entzündet habe.

Um die Ursache exakt einzugrenzen, werde nun ein Sachverständigen-Gutachten erstellt. Hierfür soll der TÜV Rheinland zuständig sein. „Wir sind dort prüfendes Unternehmen“, bestätigt Sprecher Frank Ehlert. Um ein detailliertes Ergebnis präsentieren zu können, werde noch einige Zeit benötigt.

Hierzu gehört auch die Frage, warum das Material ermüden konnte. Klar sei allerdings schon, dass es keine Versäumnisse bei den Prüfungsterminen für die Anlage gegeben habe. Ehlert: „Fest steht, dass die Anlage entsprechend geprüft worden ist, so wie es vorgeschrieben ist.“ Das geschehe bei derartigen Druckanlagen in der Regel alle fünf Jahre.

Wie die Bezirksregierung mitteilt, sind aus prophylaktischen Gründen allerdings weitere vergleichbare Anlagen der Firma Cognis außer Betrieb genommen worden. „Auch diese Anlagen sind Gegenstand der gutachterlichen Untersuchung“, heißt es.

Vielen Anwohnern steckt noch Tage nach dem Unglück der Schreck in den Gliedern: „Ich bekam am Tag darauf heftige Kopf- und Rückenschmerzen“, erzählt Silvia Cibis. Sie hatte bei der Explosion mit der Mutter beim Kaffee gesessen und zuerst gedacht, „das Haus würde zusammenbrechen“. Die gläserne Haustür bekam bei der Explosion Risse ab.

Laut einer Cognis-Sprecherin gingen zwei weitere Scheiben in der Gegend zu Bruch. Ein Anwohner monierte zudem einen Riss in der Wand, vier weitere meldeten verrußte Autos. Das Unternehmen kümmert sich um Reparatur bzw. Reinigung und übernimmt die Kosten. Der Wandriss werde geprüft. Wer einen Schaden melden möchte, kann das unter Tel. 797 33 30 tun.

Bei der Anlage von Cognis handelt es sich um eine Störfallanlage. Entsprechende Werke gelten im NRW-Feuerschutzhilfeleistungsgesetz als „besonders gefährliche Objekte“ für „eine nicht unerhebliche Personenzahl“. Sei müssen den Behörden einen Notfallplan vorlegen. Für Henkel und Cognis gibt es diesen seit 2005. Weitere sechs Firmen im Stadtgebiet betreiben Störfallanlagen.

Warum Firmen wie Cognis überhaupt in der Nähe von Wohngebieten produzieren dürfen, erklärt Umweltdezernentin Helga Stulgies: „Die Wohnbebauung ist an die Betriebe herangerückt.“ Nicht umgekehrt. Verschärfte Abstandsrichtlinien gelten für neue Unternehmen. Jedoch müssten etablierte Firmen mit technischen Mitteln einen höheren Sicherheitsstandard gewährleisten. Dass dies funktioniere, zeige der Unfall bei Cognis mit relativ harmlosen Auswirkungen.