Neuanfang zwischen Bahnhof und Königsallee
Neue Ideen, mehr Charme: Anlieger wollen Gebiet im Herzen der Stadt päppeln.
Düsseldorf. Eigentlich ist es der kurze und schöne Weg vom Bahnhof zur Kö: Über die Bismarck- oder die Friedrich-Ebert-Straße geht es an Cafés und vielen interessanten Geschäften vorbei zur Steinstraße — und schon steht man auf dem schönsten Boulevards Deutschlands.
Schön wär’s — denn die Realität sieht anders aus: Die meisten Ankömmlinge im Bahnhof steigen in die U-Bahn ein, statt zu Fuß zu gehen. Und oben bevölkern Trinker und Drogenabhängige manche Ecken und Punkte in den Straßen der östlichen Innenstadt, und wenn sie auch meist niemandem etwas tun, so bestimmen sie doch das Image der Gegend, die überdies von Geschäftsleerständen geplagt ist.
Es gibt also Probleme, aber auch große Chancen. Bei dieser Ausgangslage ist — mit der Unterstützung von Stadt sowie Industrie- und Handelskammer — vor eineinhalb Jahren die Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) City-Ost an den Start gegangen. „Wir wollen durch viele Verbesserungen unser Viertel aufwerten“, sagt Bernd Clasen, der Vorsitzende.
Die Liste dazu weist viele Punkte auf, die im Etat der Landeshauptstadt jedoch eher unter der Rubrik „Kleinvieh“ laufen dürften. Bessere Ausleuchtung, mehr Grün, eine klare Herausarbeitung und Hinweise auf den Fußweg zur City — sei es durch eine verschönerte Wegeführung, den Wegfall von Gittern am Bahnhof, Fußspuren auf den Bordsteigen und Schilder.
Darüber hinaus gibt es viele gute Ideen: Die Stadt ist mit der Landesregeirung in Kontakt, um Gelder locker zu machen. Diesmal geht es nicht wie in Flingern und Oberbilk um einen Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf, sonden allgemein um Städtebauförderungsmittel.
Flingern ist dennoch ein gutes Stichwort, denn im aktuellen Boom-Viertel rund um die Ackerstraße hat die Kunst hohen Stellenwert. Ein Vorbild. „Wir wollen auf die Hauseigentümer zugehen, damit bei Geschäftsleerständen Studenten der Kunstakademie temporär ausstellen können“, sagt Clasen.
Als langfristiges Ziel hat die ISG sogar ein Immobilienmanagement im Blick. „Das ist jedoch die schwerste Aufgabe und so etwas wie der Mercedes“, sagt Rolf Fühles, Geschäftsbereichsleiter bei der PSD-Bank, die selbst bis zu sechs Millionen Euro an der Bismarckstraße investiert. „Wir sind aber erst einmal mit dem Golf zufrieden.“
Damit meint Fühles die vielen kleinen Schritte, mit denen es nun endlich losgehen sollte. „Wir wollen nicht warten, bis es mit dem Umbau des Konrad-Adenauer-Platzes losgeht“, sagt auch Vorstandsmitglied Hubertus Palenberg, Verwaltungsjurist und Hauseigentümer von der Friedrich-Ebert-Straße.
Hintergrund: Der Umbau des Platzes hat sich mehrfach verzögert, jetzt ist vom Baustart 2015 die Rede. Auf ein gemeinsames Design zu warten, diese Idee stößt beim Vorstandstrio nicht auf Begeisterung — zumal die Skepsis groß ist, ob dieser Termin nicht nochmal verschoben wird.
„Im Grunde genommen verkauft sich diese Lage hier von selbst“, sagt Palenberg. „Aber wenn Mietinteressenten sehen, welch zweifelhaftes Klientel sich hier draußen aufhält, sind sie auch schnell wieder weg — selbst wenn wir Mietnachlässe geben.“ Ein Wunsch der Anlieger wäre deswegen, die Drogenambulanz an der Erkrather Straße länger als 18.30 Uhr auf zu lassen. „Denn wenn da zu ist, kommen sie zu uns.“
Planungsamtsleiter Richard Erben kann sich durchaus vorstellen, den Anliegern mit kleineren Maßnahmen zu helfen. „Da muss nicht erst das Areal vor dem Hauptbahnhof neu gestaltet sein.“ Die Verhandlungen mit dem Land über das Entwicklungskonzept Innenstadt Süd-Ost liefen. „Wir sind jetzt dabei, einzelne Maßnahmen zu konkretisieren.“