Neue Terrasse für die Flingern-Lichtspiele

Die Filmwerkstatt hat angebaut. Im neu gestalteten Hof zeigt sie im August immer freitags und samstags Filme jenseits des Mainstreams — bei freiem Eintritt.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Bis zu den Brombeerbüschen hat sich die Holzterrasse in Richtung Schienen vorgewagt. Gerne hätte Jan Wagner der Bahn noch ein paar Meter mehr abgerungen für die neue Außenfläche der Filmwerkstatt an der Birkenstraße. Aber auch so können 80 Zuschauer bequem Platz nehmen und auf die neue Leinwand blicken. 40 weitere finden ein Eckchen in dem idyllischen Hof, um von dort auf die neue Leinwand zu schauen, die Filmwerkstatt und die nebenan beheimatete Kunstsammlung Philara von diesem Sommer an gemeinsam nutzen.

Foto: Filmwerkstatt

Acht Filme an vier Wochenenden im August, jeweils Freitag und Samstag nach Sonnenuntergang, und das bei freiem Eintritt — diesem Konzept ist das von Heinz Holzapfel als Hafenlichtspiele initiierte Open-Air-Kino der Filmwerkstatt treu geblieben. Vor einem Jahr ist der langjährige Leiter der Filmwerkstatt und einer der kundigsten Cineasten der Stadt nach einem Krebsleiden verstorben. Schon zuvor hatte er die Leitung an den langjährigen Kollegen und Künstler Jan Wagner übergeben.

Foto: Melanie Zanin

„Das alles hier ist um Heinz herum gewachsen“, sagt Wagner. Ein hartes und trauriges Jahr sei es gewesen ohne ihn. Dass die Flingern Lichtspiele sich von den kommerziellen Open-Air-Kinos unterscheiden — sowohl im Programm als auch im Preis — will Wagner auch auf der neuen Terrasse und mit besserer Leinwand so halten. „Wir finanzieren die Abende mit dem Verkauf der Getränke.“ Gedacht ist das Angebot auch für die, die nicht so viel Geld für Kino an einem Sommerabend ausgeben wollen oder können.

Mit „Swimming Pool“ von Filmemacher François Ozon von 2003 hat Wagner einen perfekt zur Sommer-Ferien-Stimmung passenden Streifen ausgewählt. Den roten Faden der Reihe sieht er darin, das Politische im Alltäglichen zu zeigen. „Ich habe nichts Episches ausgesucht. Die Geschichten spielen im Privaten und zeigen das Große im Kleinen.“

Als Beispiele nennt er „Hedis Hochzeit“, ein tunesischer Film aus dem vergangenen Jahr, der mit einer Liebesgeschichte über die tunesische Gesellschaft im Umbruch erzählt. In „Night Moves“ von 2013 sind es Umweltaktivisten, die einen ökologisch fragwürdigen Staudamm in die Luft sprengen. Es entsteht eine Drohkulisse, vor der sich die radikale Position der Protagonisten sich eben auch in ihrer Freundschaft widerspiegelt. Auf die Perspektive der Dschihadisten lässt sich der Film „Timbuktu“ ein, in dem sich das Schicksal ganz plötzlich ändern kann.

Seiner persönlichen Vorliebe ist Wagner bei „Der Tintenfisch und der Wal“ gefolgt. Regisseur Noah Baumbach hat mit seinem Film „Frances Ha“ ein großes Publikum begeistert. In seinem Debütfilm zeichnet er ein autobiographisch geprägtes Familienporträt in der Krise. Der Sohn eines Schriftstellerpaares muss sich plötzlich mit der Scheidung der Eltern auseinandersetzen.

Der Abschlussfilm „Kokolampy“, produziert vom neuen Filmwerkstatt-Geschäftsführer Marcello Busse, spürt der Regisseur Hajo Schomerus seinem Großonkel nach, der ein Ei des legendären Elefantenvogels besessen haben soll, einem vermutlich erst im 15. Jahrhundert ausgestorbenen Dinosaurier. Auf abenteuerlichen Pfaden geht es nach Madagaskar, in Archiv- und Auktionshäuser und in vergangene Nazi-Abgründe. „Die Suche nach dem Ei ist eine Rekonstruktion dieses Onkels“, beschreibt Wagner. Schomerus wird voraussichtlich am 26. August auch dabei sein, um nach dem Film mit den Zuschauern zu diskutieren.

Blickt Wagner über das Programm der nächsten Wochen hinaus, sticht vor allem ein Abend hervor, den Filmwerkstatt, FFT und Heine-Uni gemeinsam bestreiten: In einem Skype-Gespräch wird am 26. September Filmemacher Joshua Oppenheimer im Live-Gespräch zugeschaltet.