Neuer Job ist schon am ersten Tag wieder in Gefahr

Zuschüsse für Langzeitarbeitlose sollen gekürzt werden. Dann steht der Düsseldorfer Harald Bröckl schon bald wieder auf der Straße.

Düsseldorf. Schüchtern steht Harald Bröckl in der Caritas-Möbelbörse. Er trägt eine Brille, ein graues T-Shirt, Jeanshose- und -jacke. Obwohl er an seinem Arbeitsplatz ist, wirkt er unsicher, schaut oft auf den Boden. Er wartet auf seinen Einsatz.

Der 53-Jährige soll aus dem Leben eines Langzeitarbeitslosen berichten, darum hat ihn die Caritas gebeten. Grund dafür ist ein neues Gesetz, was die Beschäftigung von Menschen wie Bröckl erschwert oder laut Caritas „unmöglich“ macht.

Am Mittwoch macht die Caritas mit einer bundesweiten Aktion „Langzeitarbeitslose wollen Arbeit“ auf die geplante Arbeitsmarktreform aufmerksam. Das Ministerium für Arbeit und Soziales will mit den Änderungen erreichen, dass Langzeitarbeitslose wieder auf dem regulären Arbeitsmarkt einen Platz finden.

Den sozialen Trägern soll ein großer Teil der Zuschüsse gestrichen werden, damit durch Ein-Euro-Jobs keine regulären Arbeitsplätze verdrängt werden. Die Caritas kritisiert, dass die Menschen, die gar keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, vergessen werden.

Dazu zählt sich auch Bröckl und ein Großteil seiner etwa 370 Kollegen. Die Jüngsten sind 16 Jahre alt und haben die Schule abgebrochen. Die Erwachsenen und Jugendlichen arbeiten in der Möbelbörse, Textil- oder Fahrradwerkstatt. „Wenn das Gesetz umgesetzt wird, stirbt dieser Zweig der Caritas ab, weil nicht genügend Geld da sein wird“, sagt René Trenz, Leiter des Referats berufliche und soziale Integration im Caritasverband Düsseldorf.

Für Bröckl wäre das ein herber Rückschlag. Er ist geschockt, als er hört, was das für ihn bedeuten könnte. In zwei Jahren arbeitslos. Bröckl ist ausgebildeter Bürokaufmann, hat aber lange im Messebau gearbeitet bis die Firma pleite ging. Sein Jobcenter-Sachbearbeiter habe ihm gesagt, er sei unvermittelbar. „Ich war zu alt und zu lange raus aus meinem Beruf, deshalb dort nicht mehr einsetzbar“, so Bröckl.

Angefangen hat er bei der Caritas mit dem Ein-Euro-Job, jetzt hat er einen Zwei-Jahres-Vertrag und verdient 1300 Euro brutto. Wenn das neue Gesetz umgesetzt wird, geht es danach nicht weiter. „Ich bin zu alt, ich bewerbe mich, werde aber nicht eingeladen.“

Für seine Kollegen sieht es ähnlich aus, wenn auch oft aus anderen Gründen. Sie haben gesundheitliche Problem, schlechte Deutschkenntnisse oder müssen Drogenersatzmittel nehmen. „Sie wollen aber arbeiten, um am sozialen Leben teilzuhaben. Das neue Gesetz berücksichtigt das nicht“, so Trenz.