Neues Zentral-Institut an der Uni

Am Institut für Internet und Demokratie forschen ab Herbst Wissenschaftler aus sechs Disziplinen.

Foto: Wilfried Meyer/Heinrich-Heine-Universität

Düsseldorf. Internet und Demokratie. Zwei Dinge, die nicht erst seit dem kurzzeitigen Erfolg der Piraten-Partei miteinander in Verbindung gebracht werden. Mit dem Verbreitungsgrad des Internets wuchs auch die Hoffnung unter Sozialwissenschaftlern, dass das Medium zu mehr Interesse für und mehr Beteiligung an politischen Prozessen führt. Doch so richtig in der Gesellschaft durchsetzen konnten sich Elemente wie Online-Bürgerbeteiligungen, elektronische Wahlen oder Willensbildung innerhalb von Parteien mithilfe von Online-Tools noch nicht — im Gegensatz zu den sozialen Netzwerken, die auch zur politischen Kommunikation genutzt, aber auch missbraucht werden.

An der Heinrich-Heine-Uni wird es ab Herbst ein eigenes Institut für Internet und Demokratie geben. 17 Professoren und 14 Doktoranden aus sechs verschiedenen Disziplinen von vier verschiedenen Fakultäten bearbeiten einen „einzigartigen Themenkomplex“, wie Informatik-Professor Martin Mauve meint. Denn beteiligt sind Vertreter von Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft, Soziologie, Informatik, Wirtschaftswissenschaften und Kommunikationswissenschaft. Das Institut ist deshalb auch das erst zweite „zentrale Institut“, das keiner speziellen Fakultät angehört.

Mauve ist Sprecher des heutigen Fortschrittkollegs Online-Partizipation, auf dem das neue Institut aufbaut. „Der Schwerpunkt wird am Anfang auf der Partizipation liegen, da wir dazu schon am längsten geforscht haben.“ Die Doktoranden haben in den vergangen Monaten eine Vollerhebung unter allen Kommunen NRWs durchgeführt, welche Erfahrungen sie bereits gesammelt. „Die Rückmeldung war mit 90 Prozent sehr gut. Wir fangen jetzt an, die Daten auszuwerten“, sagt Mauve.

Entsprechend zurückhaltend reagiert Mauve auf die Frage, was gute Online-Partizipation ausmacht. „Wir sind noch dabei herauszufinden, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit es gelingt. Man kann Gelingen aber auch unterschiedlich definieren.“ Für die einen zähle vor allem die Qualität des Ergebnisses, für die anderen nur die legitimierende Wirkung.

Wichtig sei aber immer, dass die Projekte lokal begrenzt und nicht zu groß sind und die Meinung der Bürger wirklich ernstgenommen werden. Zu komplexe Themen und wenig Mitbestimmungsmöglichkeiten wirkten eher abschreckend und könnten zur Resignation führen „In Düsseldorf gibt es erste Schritte in der Online-Partizipation. Vorreiter sind aber Städte wie Köln, Bonn oder Moers“, sagt Mauve.

In der Forschung soll es nicht nur um Online-Partizipation gehen. Jegliche Form von politischer Kommunikation im Internet wird untersucht. „Besonders interessant ist die deviante Kommunikation. Es geht um die Frage: wann wird das Internet missbraucht?“ Schließlich biete das Kommunikationsmittel nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. So werben Terror-Organisationen Menschen an oder es werden hetzerische Texte und Verschwörungstheorien verbreitet.

Dadurch, dass man immer schneller kommunizieren kann, wird auch eine immer schnellere Kommunikation erwartet. Dies trifft besonders auf schwierige Situationen zu, in denen nicht alle Informationen sofort vorliegen. „Die Kommunikation in Krisenzeiten ist ein weiterer Schwerpunkt der Forschung“, sagt Mauve, der als Beispiel die Vorfälle in der Silvesternacht in Köln nennt.