Notarzt hilft im Ebola-Krisengebiet
Dr. Frank Sensen (51) startet am Freitag für vier Wochen nach Monrovia in Liberia.
Düsseldorf. Für einen US-Arzt, der sich in Westafrika mit dem Ebola-Virus angesteckt hatte, gab es erst vor wenigen Wochen Entwarnung. Er war dort infiziert worden und konnte in seiner Heimat geheilt werden. Knapp ist er dem Tod entronnen.
Der Notarzt und Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Düsseldorf, Dr. Frank Sensen, geht jetzt genau den umgekehrten Weg. Er fliegt am Freitag in das Gebiet, aus dem der infizierte amerikanische Arzt ausgeflogen werden musste: nach Monrovia in Liberia. Er ist der erste Düsseldorfer Arzt, der in dem Epidemiegebiet hilft.
„Ich habe sehr viel gelernt in einer guten Ausbildung hier in Deutschland“, erläutert der 51-jährige Vater von zwei Kindern seine humanistische Motivation, für vier Wochen in dem Krisengebiet zu helfen. „Davon möchte ich jetzt etwas zurückgeben. Außerdem müssen wir unbedingt versuchen, die Seuche vor Ort in den Griff zu bekommen. Es geht nur, wenn wir da unten helfen.“ Nicht mal eine einzige schlaflose Nacht habe er gehabt, um darüber nachzudenken, ob er dem Aufruf des Bundesgesundheitsministeriums als freiwilliger Helfer folgen solle.
Seine Frau und seine Kinder haben größere Sorgen: „Meine Familie ist nicht begeistert. Aber sie trägt es mit“, skizziert der Anästhesist mit wenigen Worten die Diskussion in den eigenen vier Wänden über den riskanten Einsatz. „Ich habe Respekt, aber keine Angst, weil ich weiß, wie man sich schützen kann. Ich habe sehr viel gelernt über Infektionsschutz.“ Zudem sei er aktuell sehr gut gebrieft und trainiert worden vom DRK.
Das DRK und die Bundeswehr betreiben in Liberia ein „Ebola Management Center“. „Dort werden Personen hingebracht, bei denen der Verdacht auf die Infizierung mit Ebola besteht“, erläutert der Arzt. 100 Betten habe dieses Center. Mit einem Schutzanzug ausgestattet müsse Sensen die Menschen untersuchen und entscheiden, ob eine Infektion vorliegt. Bei einem positiven Befund werden die Patienten aufgenommen und behandelt. Wegen der hohen körperlichen Belastung des medizinischen Personals wird in Zyklen von 45 Minuten gearbeitet.
Nach seiner Rückkehr muss der Düsseldorfer Arzt drei Wochen in Quarantäne verbringen — und zwar zu Hause. „Bowling spielen gehen kann ich dann nicht“, antwortet er scherzend auf die Frage, was das genau bedeute. Drei Wochen also in den eigenen vier Wänden. Zudem erfolge dann eine psychologische und medizinische Aufarbeitung. Und von einer technischen Expertise zu den Abläufen bei derartigen Seuchen soll auch die Stadt als sein Arbeitgeber profitieren.
OB Thomas Geisel verabschiedete Sensen als Leitenden Notarzt am Dienstag mit gutem Gewissen in den Einsatz. „Sie werden mit Sicherheit in Liberia noch dringender gebraucht.“ Die Bezüge von der Stadt erhält der Arzt weiter. Das DRK erstattet der Stadt die Auslagen.