Notstand bei den Notärzten: Die Stadt wiegelt ab

In Feuerwehrkreisen wird eine Aufstockung befürwortet, doch die Stadt sieht keinen Bedarf.

Düsseldorf. Es ist die Horrorvorstellung jedes Patienten: Ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall bedrohen das eigene Leben, bei der Rettung geht es um Minuten. Aber in der ganzen Stadt ist kein Notarzt verfügbar, weil alle im Einsatz sind. Ein Arzt muss aus einer Nachbarstadt angefordert werden, dabei geht wertvolle, vielleicht entscheidende Zeit verloren.

Am Sonntag gab es gleich zwei solcher Fälle. In dem einen wurde ein Notfall-Mediziner aus Neuss angefordert, im Fall einer kollabierten Frau in Benrath sprang ein Kölner Notarzt ein, der gerade mit einem Rettungshubschrauber in der Nähe war.

Dass es kein Einzelfall ist, wenn Notärzte aus anderen Städten angefordert werden müssen, bestätigt nach der Feuerwehr nun auch das Gesundheitsamt, wo der Rettungsdienst-Ärzte koordiniert werden: „Der Bedarf an Notärzten wächst stetig“, heißt es. Das zeigen auch die steigenden Einsatzzahlen für Notärzte: Mussten die Retter 2006 noch 11 500 Mal ausrücken, wurden sie im vergangenen Jahr 14 500 Mal gerufen. Tendenz weiter steigend.

Vor diesem Hintergrund wurde 2010 die Stellenzahl der Düsseldorfer Notärzte von 4 auf 5,5 angehoben. In Feuerwehrkreisen heißt es, dass man davor beinahe wöchentlich auf Notärzte von außerhalb angewiesen gewesen sei. In fünf Feuerwachen sind nun rund um die Uhr Notärzte stationiert, an der Posener Straße ist von 7 bis 17 Uhr ein Arzt in Bereitschaft. Dass diese Stelle auf einen 24-Stunden-Dienst ausgebaut wird, die Stellenzahl also von 5,5 auf 6 angehoben wird, dafür sprechen sich sowohl Vertreter der Feuerwehr als auch der Verwaltung aus.

Helga Stulgies, als Dezernentin für die Feuerwehr zuständig, bremst aber die Erwartungen: „Wir haben erst im letzten Jahr erhöht. Mehr Notärzte einzustellen, ist derzeit gar keine Frage.“ Sie sieht die 5,5 Notarztstellen als völlig ausreichend an: „Auch mit mehr Notärzten ließen sich Situationen wie am Sonntag nicht ausschließen.“

Zum Vergleich: In Essen gibt es bei einer etwas geringeren Einwohnerzahl sieben Notärzte, die rund um die Uhr verfügbar sind. Sie werden von den Krankenhäusern der Stadt abgestellt, die Stadt zahlt dafür. „Bei uns kommt es nur ganz selten vor, dass wir einen Notarzt von außerhalb anfordern müssen“, sagt Peter Bachmann, Einsatzorganisator des Rettungsdienstes der Feuerwehr Essen. Das Essener Modell kommt aber für Düsseldorf nicht in Frage. „Wir sind von unserem System überzeugt“, sagt Stulgies. „Die Versorgung in Düsseldorf ist erstklassig.“

Im Gesundheitsamt kämpft man derweil mit einer anderen Schwierigkeit: Immer weniger Mediziner sind bereit, bei der im Vergleich zum Krankenhaus schlechteren Bezahlung im öffentlichen Dienst, die Verantwortung und die Arbeitszeiten eines Notarztes anzunehmen.