Obdachlose: Ein bisschen Wärme kommt mit dem Gute-Nacht-Bus
Freiwillige kümmern sich bei frostigen Temperaturen um Wohnungslose.
Düsseldorf. Die Kälte aus Sibirien hält Deutschland fest im Griff. Laut Wetterdienst werden in den nächsten Tagen weiterhin Temperaturen zwischen minus zehn und minus 15 Grad erwartet.
Seit Sonntagabend hat deswegen die Berger Kirche in der Altstadt auch nachts ihre Türen für Wohnungslose geöffnet. Von etwa halb sieben abends bis zum nächsten Morgen um acht finden Wohnungslose hier nachts eine Unterkunft.
„Eigentlich besteht keine Not an Unterkünften“, so Antonia Frey von der Diakonie. „Aber oftmals sind die Menschen zu Fuß in der Altstadt unterwegs — da wollen wir ihnen lange Wege ersparen.“
Bereits im letzten Jahr hatte man die Kirche an den besonders kalten Tagen geöffnet. Viele Wohnungslose wollen aus unterschiedlichen Gründen auch nicht in regulären Obdachloseneinrichtungen übernachten.
„Sie haben Angst, dass man sie beklaut, sie wollen mit ihrem Partner zusammenbleiben oder haben Haustiere dabei, die in vielen Einrichtungen nicht gestattet sind“, erklärt eine der Helferinnen.
In der Berger Kirche schläft in dieser Nacht auch ein 40 Jahre alte Frau, die ihren Namen nicht sagen möchte. Bereits im letzten Jahr sei die sie hier gewesen.
Eigentlich habe sie eine Wohnung in Düsseldorf, die sie durch ihren Betreuer vermittelt bekommen hat. „Da bin ich aber so allein“ erzählt sie. „Mir geht es momentan nicht so gut und hier treffe ich jedenfalls auch andere Menschen.“
So denken viele der nächtlichen Kirchenbesucher erzählt Oliver Targas, der die Unterbringung in der Kirche organisiert. Während in anderen Einrichtungen darauf geachtet werde, dass jeder zumindest ein eigenes Bett hat, liegen die Menschen in der Berger Kirche nebeneinander auf dem Boden. Zwischen 15 und 20 Menschen haben hier in den letzten Nächten einen Unterschlupf gefunden.
Jeden Dienstag und Donnerstagabend treffen sich die Helfer des „Gute-Nacht-Busses“, bereiten heißes Wasser für Tee und Kaffee zu, packen Schlafsäcke, Decken und Brötchen ein und fahren die Stellen an, an denen sich Wohnungslose aufhalten — dienstags steht der Bus in der Nähe des Hauptbahnhofs, donnerstags in der Altstadt.
An diesem Dienstag ist der Bus nicht so gut besucht, nur etwa 15 bis 20 Menschen holen sich heute warme Kleidung oder ein heißes Getränk ab. „Die meisten sind jetzt wahrscheinlich in den Notschlafstellen oder in der Berger Kirche“, vermutet Julia Kasprzyk, Koordinatorin des Busses.
Wenn es besonders kalt wird, blieben nur noch die wenigsten draußen. Bei einem Rundgang durch die Nebenstraßen um den Bahnhof bestätigt sich ihre Annahme — auch in den Wohnungseingängen sind keine Menschen zu finden.
Die Stadt verfügt in Zusammenarbeit mit den Trägern der Wohnungslosenhilfe über ein umfangreiches Angebot, so Stadtsprecher Dieter Schwarz. Mehr Informationen finden sich auf der gemeinsamen Website der Anbieter unter wohnungslos-in-duesseldorf.de