Düsseldorf Olymp: Junge Musiker proben jetzt im Oberstübchen

Im Bunker am Gatherweg haben drei junge Orchester und das Notabu-Ensemble ein Zuhause gefunden.

Düsseldorf: Olymp: Junge Musiker proben jetzt im Oberstübchen
Foto: David Young

Düsseldorf. „Tonhalle Düsseldorf“ steht auf einem Schild an der Bunkerfassade Gatherweg 98. Der Bunker befindet sich in Lierenfeld, 7,7 Kilometer vom eigentlichen, Konzertgebäude entfernt. Und dennoch ist da Musik drin: Vier Ensembles haben nach langer Suche endlich dort eine Heimat gefunden: Das Jugendsinfonieorchester (JSO) der Tonhalle, das noch jüngere Orchester U16, das Kinder-Orchester und das auf Moderne spezialisierte Düsseldorfer Notabu-Ensemble.

Das sehr geräumige, etwa 500 Quadratmeter große Dachgeschoss fungiert als Proberaum für die vier Ensembles. Man taufte die Etage „Olymp“. Der Boden ist mit Parkett ausgelegt, die Wände sind weiß und hellgrau. Das Oberstübchen des vom privaten Investor Gil Bronner für vier Millionen Euro sanierten Stahlbetonbaus besitzt durch die edle Ausstattung Ausstrahlung und Akustik eines veritablen Kammermusiksaals. Schon seit längerem werden 92 kleinere Räume des Bunkers von Düsseldorfer Musikgruppen als Proberäume genutzt.

Das Finale von Antonin Dvoráks Amerika-Symphonie „Aus der neuen Welt“ erschallt wie ein Symbol für die neuen Zeiten, die für drei junge Orchester in Düsseldorf anbrechen. Manch falscher Ton, der dem Kinderorchester unterläuft, zeugt von der harten Arbeit, die unter dem renovierten Dach im Rahmen vieler Proben noch ansteht. Während der Feierstunde wird viel gedankt für die Realisierung der Räume.

Tonhallen-Intendant Michael Becker dankt noch explizit zwei Musikern: den Dirigenten Ernst von Marschall (JSO) und Mark-Andreas Schlingensiepen (Notabu): „Ohne diese Beiden würden wir diesen Raum gar nicht benötigen“, so Becker, der damit den Fokus von der Hülle auf den Inhalt lenkt.

Für das Notabu-Ensemble war die Bereitstellung der neuen Probestätte auch höchste Eisenbahn. „Wir haben uns mit einem Damen-Bridge-Club einen Raum in der Bunkerkirche am Handweiser geteilt“, sagt Ensembleleiter Schlingensiepen. Wegen des Abrisses des Gebäudes hätte man beinahe auf der Straße gestanden. Auch die Notabus geben ein Dankes-Ständchen, einen modernen Bläsersatz des französisch-amerikanischen Avantgardisten Edgar Varèse.

Aufgrund aktueller Brandschutzbestimmungen und weiterer baulicher Erfordernisse sei die Investition größer geworden als gedacht, erklärt Gil Bronner. „Mir war am Anfang nicht klar, wie komplex oder besser gesagt: teuer das Ganze werden würde.“ Gleichwohl: „Ich würde das jederzeit wieder machen.“ Er sei mit Leib und Seele Düsseldorfer und freue sich über die Förderung des hiesigen Musiklebens.

So richtig Druck gemacht hatten sich vor einigen Jahren die jungen Musiker des JSO. Sie hatten vor dem Rathaus demonstrativ geprobt. Dabei hatten sie ein Plakat mit der Aufschrift: „Sollen wir jetzt immer hier proben?“ Das Plakat existiert noch und wurde zur Feier des Tages mitgebracht.

Die Demonstration habe direkt vor einer Ratssitzung stattgefunden, erzählt Kulturdezernent Hans-Georg Lohe. „Das war sehr eindrucksvoll.“ Oberbürgermeister Thomas Geisel, der damals noch nicht im Amt war, betonte unterdessen, wie schwierig es aus Lärmschutzgründen gewesen sei, einen geeigneten Raum zu finden und fügt ironisch schmunzelnd an: „Der Bunker bietet sich an wegen akustisch hochsensibler Düsseldorfer.“ Gleichwohl solle man jetzt beim Proben durchaus die Dachfenster öffnen, um zu zeigen, wie schön die Musik ist.