Orthopädie-OPs: „Navi“ präzisiert Knie- und Hüft-OPs

Das Vinzenz setzt neue Technik in der Endoprothetik ein — bei Kassen- und Privatpatienten.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Max Stein ist zufrieden. Und deshalb spielt er Montag gerne den Vorzeigepatienten: „Mir geht es gut, ich bin schmerzfrei und kann wieder ganz normal gehen“, sagt der 72-Jährige. Vor drei Wochen wurde ihm im Vinzenz-Krankenhaus ein künstliches Kniegelenk eingesetzt. Die katholische Klinik hat sich schon länger auf die Orthopädie und da auf den Gelenkersatz (Hüfte, Knie) spezialisiert, Anfang des Jahres hat man an der Schloßstraße technisch aufgerüstet: Für rund 170 000 Euro wurde ein Computer-Navigationsgerät angeschafft.

Eine Kamera sendet Infrarotstrahlen aus, die durch reflektierende Kugeln auf den OP-Instrumenten zurückgespiegelt werden. So erkennt das „Navi“ zu jedem Zeitpunkt die Lage der Instrumente und Knochenoberflächen im dreidimensionalen Raum.

Der neue Chefarzt Christoph Schnurr ist überzeugt, dass es segensreich wirkt: „Studien zeigen, dass in der Endoprothetik mit der alten mechanischen Vermessung selbst bei erfahrenen Top-Operateuren die Fehlerquoten bei 19 bis 32 Prozent liegen.“ Jedes Kniegelenk, jede Hüftpfanne aber, die auch nur minimal schief eingesetzt werde, bereite dem Patienten Probleme, verschleiße schneller und mache so Wechseloperationen rascher notwendig. „Mit dem neuen Gerät können wir viel exakter implantieren“, glaubt Schnurr. So sehe man kleinste Ungenauigkeiten bereits während der Operation und korrigiere sie sofort.

Stellt sich die Frage, warum in Deutschland bislang nur etwa 20 Prozent der Gelenkersatz-Operationen mit dieser Technik ausgeführt werden, in Düsseldorf verfügt nur das „Vinzenz“ darüber. „Weil es viel Geld kostet und die Kassen nichts davon erstatten“, antwortet Schnurr. Pro Operation betragen die Mehrkosten etwa 265 Euro, im Jahr macht das fast 100 000 Euro. Dennoch setze man das „Navi“ bei möglichst jeder Endoprothetik von Knie und Hüfte ein, „egal ob Kassen- oder Privatpatient“, betont Schnurr, „wir wollen uns qualitativ sichtbar von der Konkurrenz absetzen“.

Der Chef und Kollege Christoph Sardemann betonen, dass Implantate auch für sie nur „ultima ratio“ seien. Zunächst behandele man Arthrosen konservativ. Doch das stoße irgendwann an Grenzen. Schnurr: „Wenn Knochen auf Knochen reibt, dann können Sie mit Physiotherapie und Spritzen nicht mehr viel machen. Dann muss operiert werden.“