Politiker geben Bäumen Probezeit

Mit ihrem Votum verhindern zwei Bezirksvertretungen erst mal, dass Bäume für Bauprojekte gefällt werden müssen.

Düsseldorf. Wo in einer Großstadt gebaut wird, fallen immer wieder Bäume. In den politischen Gremien wird darüber oft heftig gestritten: Investoren sind die Bäume oft im Weg, die Politiker wollen sie bewahren, vor allem bei alten und großen Exemplaren. Doch am Ende steht meist der vom Gesetzgeber vorgesehene Kompromiss: Fällen und an anderer Stelle nachpflanzen.

Die Politiker in der Bezirksvertretung 2 (Flingern/Düsseltal) und in der Bezirksvertretung 3 (u.a. Bilk), die am Dienstagabend zeitgleich tagten, aber fragten kritisch nach. In zwei Fällen wollen sie Bäume möglichst erhalten.

Der Fall in Düsseltal: An der Ecke Graf-Recke-/Simrockstraße sollen mehrere neue Gebäude mit Wohnungen entstehen. Wie gewöhnlich stellte ein Mitarbeiter der Verwaltung die Pläne den Politikern vor, doch die sonst übliche Zustimmung gab es diesmal nicht. Ratsherr Günter Karen-Jungen reichten die spärliche Information nicht, dass auf jeden Fall vier Bäume erhalten bleiben: „Wie viele sollen gefällt werden?“

Doch diese Standard-Information konnte der Mitarbeiter nicht liefern. Auch die Ausführungen des Architekten halfen nicht weiter: Von 58 Bäumen auf dem Gelände würden ungefähr zehn gefällt werden. Jeder einzelne Baum auf dem Gelände sei von seinen Mitarbeitern erfasst und niedergeschrieben worden. Nur leider lagen diese Daten den Bezirksvertretern nicht vor.

Wie es nun zu solch widersprüchlichen Zahlen kam, konnten die Beteiligten aber nicht mehr zufriedenstellend klären. Auch die anderen Fraktionen schlossen sich der Kritik der Grünen an. Die Vorlage muss überarbeitet und noch einmal eingebracht werden.

Der Fall in Bilk: Oft gehen solche Beschlussvorlagen der Verwaltung mit Murren aber dann doch bei der Abstimmung glatt über die Bühne. Nicht so im Fall der Linde, die an der Merowingerstraße in Höhe Hausnummer 4 steht. Immerhin soll sie für das Millionenprojekt Wehrhahn-Linie weichen: An ihrer Stelle planen Amt für Verkehrsmanagement und Rheinbahn ab Frühjahr 2012 bis zur Eröffnung der U-Bahn (2015) eine provisorische Bushaltestelle.

Hintergrund: Die Busse der Linien 835 und 836 fahren zurzeit in Höhe Bilker Arcaden und S-Bahnhof noch über die Gleise. Doch wenn dort die Rampe für die Wehrhahn-Linie gebaut wird (hier taucht die U-Bahn wieder auf), müssen die Busse auf die Fahrbahn ausweichen.

So wurde stadtauswärts die Parkbucht für die Busse vor den Arcaden gebaut. In Gegenrichtung haben die Verkehrsplaner nun den Standort an der Merowingerstraße ausgemacht. Und da der Bus nicht auf der Fahrbahn halten soll, ist eine Parkbucht geplant. Dieser würde die Linde im Wege stehen.

Doch nun ist das letzte Wort über die Fällung nicht gesprochen. Um den Baum zu schützen, möchten die Bilker Bezirkspolitiker auf die Parkbucht verzichten. Stattdessen soll die Haltestelle probeweise auf der Fahrspur eingerichtet wird. Schließlich, so ihr Argument, funktioniere dies ja auch an der Haltestelle etwa 400 Meter entfernt — ebenfalls auf der vielbefahrenen Merowingerstraße.