Prozess: Münz-Schatz war völlig wertlos
75-jähriger Ex-Banker verlor über 80 000 Euro. Angeklagter will selbst betrogen worden sein.
Manchmal blockiert die Gier offenbar den gesunden Menschenverstand. Eine ehemaliger Bankangestellter, inzwischen 75 Jahre alt, ließ sich auf ein dubioses Geschäft mit historischen Münzen aus Österreich ein. 80 400 Euro investierte er in einen „Schatz“, der sich als völlig wertlos herausstellte. Seit gestern muss sich ein 39-Jähriger wegen Betruges vor dem Amtsgericht verantworten. Doch der Angeklagte behauptet, selbst über den Leisten gezogen worden sein und fühlt sich von den wahren Tätern bedroht.
An einer Haltestelle in Derendorf waren die beiden Männer ins Gespräch gekommen und freundeten sich an. Im Juni vor zwei Jahren witterte der 39-Jährige dann das große Geschäft. In einem Café an der Graf-Adolf-Straße, in dem vor allem Osteuropäer verkehren, waren ihm österreichische Kronen mit dem Konterfei von Kaiser Franz Josef aus dem Jahr 1915 angeboten worden. Und zwar sehr günstig, wenn sie in einer großen Stückzahl erworben werden. „Aber ich hatte nur 40 000 Euro zur Verfügung, die ich mir von einem Freund in Aserbaidschan geliehen habe“, so der Angeklagte.
Also wollte er den befreundeten Rentner zum Geschäftspartner machen. Der 75-Jähriger bekam auch eine Goldmünze, um sie prüfen zu lassen. Die war offensichtlich echt. Vereinbart wurde angeblich, dass 122 Münzen für insgesamt 120 000 Euro angekauft wurden. Rund zwei Drittel davon kamen von dem Ex-Bankangestellten, der dafür sogar einen Kredit aufnahm.
Am 25. Juni 2016 sollte das Geschäft dann in einem italienischen Restaurant über die Bühne gehen, eigentlich bei einem gemeinsamen Essen. Doch die Verkäufer hatten es plötzlich eilig. Der 39-Jährige erklärte, seine 40 000 Euro dann draußen übergeben zu haben. Im Gegenzug bekam er 122 Münzen. Trotz der dubiosen Umstände lieferte der Rentner seine 80 400 Euro ab, die seitdem spurlos verschwunden sind.
„Zwei Tage später hat sich bei der Bank herausgestellt, dass die Münzen völlig wertlos sind“, berichtete der 75-Jährige gestern. Es sind Totalfälschungen. Mit der Freundschaft zu dem Angeklagten ist es seitdem zu Ende.
Der 39-Jähriger beteuerte, selbst Opfer zu sein und legte dem Richter einen handgeschriebenen Drohbrief vor, der in seinem Briefkasten lag und angeblich von den Tätern stammen soll. Entschieden wurde schließlich, dass der Prozess am 24. Juli fortgesetzt wird.