Raubkunst — Streit um abgesagte Ausstellung
Um den jüdischen Galeristen Max Stern sollte es in einer Ausstellung im Februar im Stadtmuseum gehen, die Stadtspitze jedoch stoppte sie.
Düsseldorf. Ein Zeichen der Anerkennung und ein kritischer Blick auf die Vergangenheit der Stadt sollte sie sein, die Ausstellung über den jüdischen Galeristen Max Stern (1904-1987). An der Königsallee verkaufte er einst seine Kunst an Menschen mit Geld und gesellschaftlichem Ansehen. Bis die Nazis kamen und mit ihnen die Gräueltaten, die darauf angelegt waren, jüdisches Leben, jüdische Kultur und Geistesgröße auszulöschen.
Deutschland machte sich nicht nur der Ermordung von Millionen Menschen schuldig, sondern zerstörte einen Großteil seines Reservoirs an intellektueller Leistungskraft. Auch Max Stern repräsentierte diese Klasse. Er überlebte den Holocaust und blieb doch ein Opfer. Auch darum sollte es in der Ausstellung im Februar im Stadtmuseum gehen, die jetzt so überraschend von der Stadt abgesagt wurde, dass der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Dr. Oded Horowitz, es sich nicht nehmen ließ, das Thema in seiner Rede zur Pogromnacht am 9. November aufzugreifen.
Zumal die Begründung der Stadt für die Absage keine Begründung ist. „Wir möchten der Ausstellung ein internationales Symposium im Herbst vorausschicken, in welchem mittels wissenschaftlicher Erkenntnisse geklärt werden soll, wie eine solche Ausstellung bestmöglich aussehen kann“, sagt Stadtsprecherin Kerstin Jäckel-Engstfeld. Warum eine Schau, die vom Stadtmuseum seit Jahren vorbereitet wird, so plötzlich Nachhilfe braucht, vermochte Jäckel-Engstfeld nicht zu erklären. Sie betont jedoch: „Unsere Stelle für Provenienzforschung, die seit einem Jahr besetzt ist, war nicht in dem Maße in die Konzeption der Ausstellung eingebunden.“
Pikanterweise waren an der Konzeption der Ausstellung die von Max Stern eingesetzten Erben — Universitäten in Kanada und Israel — beteiligt. „Dort ist man nicht begeistert“, sagt Michael Szentei-Heise, Direktor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf.
Kritiker vermuten in der Frage der Besitzverhältnisse den eigentlichen Knackpunkt der Angelegenheit. Ursprünglich, so die Annahme, hätten im Rahmen der Ausstellung Bilder gezeigt werden sollen, die Max Stern nach 1935 auf Druck der Nazis für einen Spottpreis hatte verkaufen müssen und die später in den Besitz der Stadt Düsseldorf gelangt waren. Horowitz kritisierte in seiner Rede: Wenn eine seit Jahren für 2018 geplante Ausstellung mit Kunstwerken aus dem Besitz des jüdischen Galeristen Max Stern „deshalb abgesagt wird, weil städtischerseits befürchtet wird, einzelne dieser Werke an die — inzwischen — Erben des rechtmäßigen Besitzers zurückgeben zu müssen, aber dies offensichtlich vermieden werden soll, wird deutlich, dass es immer noch Bereiche gibt, bei denen die Vergangenheit noch Gegenwart geblieben und noch nicht abgeschlossen ist“. Jäckel-Engstfeld weist den Vorwurf zurück: „Für keines der Bilder, die gezeigt werden sollten, gibt es Restitutionsforderungen.“
Es soll, davon unabhängig, jedoch mindestens einen strittigen Fall mit möglichem Bezug zu Stern geben. Jäckel-Engstfeld möchte das nicht bestätigen: „Zu laufenden Verfahren sagen wir nichts.“ Clara Gerlach von den Grünen kritisiert die Ungereimtheiten im aktuellen Fall. Ihre Fraktion will das Thema auf die Tagesordnung des Kulturausschusses am Donnerstag bringen.
Die Max-Stern-Stiftung feierte in Düsseldorf auch schon Erfolge. Etwa 2013, als ein Selbstbildnis Wilhelm von Schadows, das seit 1972 im Stadtmuseum hing, an die Stiftung zurückgegeben wurde. Die Erben überließen es im Gegenzug dem Stadtmuseum als Dauerleihgabe.