Raubkunst: Stadt schickt eine weitere Begründung zur Absage der Max-Stern-Ausstellung
Kritik kommt von der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, aber auch aus Haifa und Montreal.
Düsseldorf. Michael-Szentei Heise sagt es mit einem Sprichwort aus seiner ungarischen Heimat: „Hier hast du nichts. Halte es gut fest.“ Die Begründung der Stadt am Montag zur Absage der Max-Stern-Ausstellung hilft ihm bei seiner Erklärungsnot nicht weiter. In den Augen des Direktors der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf bleibt die Entscheidung der Stadt nicht nachvollziehbar. „Der zeitliche Ablauf dessen, was die Stadt wann sagt, zeigt, dass die Verantwortlichen schwimmen.“
Zum Hintergrund: Im Februar 2018 sollte im Stadtmuseum eine Ausstellung über den jüdischen Kunsthändler Max Stern gezeigt werden, der an der Königsallee eine erfolgreiche Galerie betrieb. Unter den Nazis wurde er vieler seiner Kunstwerke beraubt. Diesem Umstand sowie Leben und Werk Max Sterns wollte sich die Ausstellung widmen. Vor wenigen Wochen jedoch wurde das Vorhaben überraschend abgesagt. Nicht etwa von der Museumschefin, sondern von Oberbürgermeister Thomas Geisel. Die Jüdische Gemeinschaft nicht nur in der Landeshauptstadt reagierte empört, wie die WZ berichtete. Auch von den Direktionen der Partner-Museen in Haifa und Montreal kam Kritik. Dort sollte die Max-Stern-Schau ebenfalls gezeigt werden.
Statt der Ausstellung soll es im Frühjahr 2018 in Düsseldorf ein internationales Symposium geben. Denn, so die Begründung, „aktuelle Informationen und Entwicklungen müssen, gerade in Bezug auf Fragen, die die Provenienzforschung betreffen, berücksichtigt werden. Dies gebietet die wissenschaftliche Sorgfalt“. So seien mit Max Stern „unzählige Kunstwerke verbunden“, für welche aktuelle „Auskunfts- und Restitutionsgesuche“ vorlägen. Die Stadt weiter: „Diesen neuen wissenschaftlichen Fragestellungen zu Max Stern und seiner Händlertätigkeit konnte die Ausstellung im Stadtmuseum nicht gerecht werden.“ Deswegen habe man entschieden, die Ausstellung abzusagen.
Szentei-Heise wundert sich: „Wie sollen wir beurteilen, ob die Qualität stimmt, wenn die Ausstellung nicht zu sehen ist?“ Und weiter: „Bei mir stellt sich der Verdacht ein, dass es in Düsseldorf einzelne Stücke an Raubkunst gibt, über welche die Ausstellung eine Diskussion ausgelöst hätte, die man anscheinend nicht haben möchte.“ Diskutiert wird bereits über das Gemälde „Die Kinder des Künstlers“ von Wilhelm von Schadow, das sich im Depot des Museum Kunstpalast befindet. Hier liegen Rückgabeforderungen der Erben Max Sterns vor, über welche die Stadt derzeit verhandelt.
In dem Fachmagazin „The Art Newspaper“ äußerte sich Nissim Tal vom Haifa Museum entsetzt. „Die Absage ist eine frustrierende Entscheidung, und ein großer Schock.“ Die Jüdische Gemeinde in Montreal, wo sich eine von drei Universitäten befindet, welche der kinderlose Max Stern als Erben eingesetzt hat, teilte mit: „Zu sagen, wir seien enttäuscht, wäre untertrieben.“